Lessingtheater Wolfenbüttel

Am Sonntag (30.6.) nutzte ich den Tag der Architektur, um endlich das Wolfenbüttler Lessingtheater kennen zu lernen.
In einer zu gut besuchten Führung – mit zahlreichen Konkurrenzführungen – wurden viele interessante Details zu Baumaßnahmen und konkurrierende Ansprüche an so ein Bauwerk vermittelt.
Ich fand es wirklich sehr erstaunlich, was heute baulich alles möglich ist: ein ganzes Haus anzuheben, um eine wasserdichte Wanne darunter zu gießen. Auch sich bewusst zu machen, dass so ein bedeutendes, öffentliches Gebäude nicht nur dem Denkmalschutz sondern auch akustischen, sicherheitstechnischen, komfortablen und natürlich optischen Kriterien unterliegt. Als ein Beispiel wurden die historischen Brüstungen der beiden oberen Ränge thematisiert. Der Denkmalschutz fordert hier zurecht Bestandserhaltung. Bautechnisch bieten diese zu niedrigen Stuckantragungen aber nach heutigen Baunormen nicht die erforderliche Sicherheit. Die hier gewählte Ergänzung mit Geländern in edler und zurückhaltender Kupferlegierung finde ich sehr gelungen.
Ein bisschen schade fand ich, dass der Führende wiederholt betont monierte, dass “die Denkmalpflege ein Schmuckkästchen aus dem Lessingtheater machen wollte.”
Natürlich ist es die Aufgabe der Denkmalpflege dafür zu sorgen, dass historische Substanz möglichst erhalten wird. Auch dass sie bei nötigen Ergänzungen zunächst eine belegte, historische Rekonstruktion fordert, um die historische Gestaltungsidee wieder erfahrbar zu machen. Sicherheitsrelevanten Vorgaben beugt sie sich aber. Die Saaltüren, die nach aktuellen Normen für eine öffentliche Versammlungsstätte breiter sein müssen als die historischen oder die 50er-Jahre-Türen, beeinträchtigen natürlich die ursprüngliche Wandgestaltung, die es zu rekonstruieren galt. Da aber kein Denkmalpfleger will, dass ein Denkmal gefährlich oder gar unbrauchbar wird, muss man hier nur individuelle optimale Lösungen erarbeiten.
Und diese wirken nun sehr überzeugend und gelungen. Nun vereint das Lessingtheater sehr ansprechend Tradition und Modernes und ich bin schon sehr gespannt darauf, eine Vorstellung dort zu besuchen.

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