Dargestellte Zeitschnitte in Freilichtmuseen

In Freilichtmuseen stehen oft Gebäude, die an ihrem ursprünglichen Standort von der Zerstörung bedroht waren. Hätte man sie dort nicht abgebaut und im Museum wieder errichtet oder dort hin transloziert, wären sie verloren.

Doch in Museen werden die Gebäude häufig auf einen bestimmten Zeitschnitt zurückgeführt.

Das ist aus Sicht des Museumskonzeptes im Sinne der Vermittlung gut und richtig, doch muss man sich bewusst machen, dass die dargestellten Zustände hypothetisch und eher stellvertretend für den “Durchschnitt” gemeint sind.

Oft mögen Besucher glauben, das Gebäude mit seiner Wandgestaltung, den Öfen, Möbeln, Gardienen und Löffeln sei so, wie sie es gerade sehen original. Dabei ist die Ausstattung meist komplett aus Museumsbeständen zusammengestellt.

Eine Variante, dies auch optisch klar zu vermitteln, wurde im LWL-Freilichtmuseum Detmold im Haus Uhlmann des Paderborner Dorfes angewandt. Hier wurden die Möbel der guten Stube zwar gemäß der Beschreibung von Augenzeugen ausgewählt, aber auf Plexiglaszylinder gestellt. Diese Präsentationsform wirkt im Museumskontext hier zwar etwas befremdlich, aber sie ist sehr schlüssig.

Die bauliche Rückführung auf einen früheren Zustand kann sich vielfach schwierig gestalten. Und auch bei translozierten Gebäuden werden dadurch originale Spuren späterer Zeit vernichtet. Von abgebauten und wieder aurgebauten Häusern wollen wir hier gar nicht sprechen. Hier kann man sich fragen, ob damit nicht nur der Schein von einem Original erhalten wird…

Es ist also auch in Museen stets nur ein schmaler Grad zwischen Erhalten und Zerstören. Hier bewegen sich alle Gewerke, die mit der Kulturguterhaltung zu tun haben. Dann kann man doch auch verstehen, wie wichtig es ist, dass es z.B. Restauratoren mit fundierten wissenschaftlichen Kenntnissen gibt, die sich der Tragweite ihres Handelns bewusst sind. Wir versuchen stets im Sinne der Gesellschaft zu agieren.

Sollte unsere Berufsbezeichnung nicht also doch endlich geschützt werden?

Tag des offenen Denkmals 2012

Am 9.9.2012 ist es wieder soweit. Dann werden viele sonst unzugängliche Denkmäler für einen Einblick der breiten Öffentlichkeit geöffnet. Diesmal ist mit dem Thema “Holz” ein überaus vielfältiges Angebot vorprogrammiert – meint man.

Ich bin ein bisschen überrascht, dass es in Hildesheim nicht so viel zu besichtigen gibt. Ich hätte erwartet, dass man die Rekontruktionen um Marktplatz und den “Zuckerhut” thematisiert. Ich hätte auch gedacht, dass viel mehr im einzigen noch historischen Teil der Stadt um den Kehrwieder-Turm los sein sollte. Hier kann man noch die ehemalige Fachwerkpracht Hildesheims bestaunen, die die Stadt vor dem Zweiten Weltkrieg so berühmt gemacht hatte. Aber auch ohne Tag des offenen Denkmals ist dieser Bereich der Stadt prima geeignet für einen wunderbaren Spaziergang mit anschließendem Kaffeetrinken und Kuchenessen im Kafenion (Wollenweberstraße 37, 31134 Hildesheim) – einem schnuckeligen Café, das eine ältere Dame allein betreibt – mit unglaublich leckeren selbst gebackenen Kuchen!

Das sanierte Logenhaus der Freimaurer (Keßlerstraße 57, 31134 Hildesheim) öffnet bereits am 1.9.2012 ab 12Uhr seine Pforten für Neugierige – mit interessantem Rahmenprogramm.

Ansonsten werde ich mich dieses Jahr wohl wieder am Tag des offenen Denkmals Richtung Harz orientieren. Hier wird viel mehr geboten. Allein Quedlinburg ist die Reise wert!

Stellen Sie sich bald ihr eigenes Programm zusammen – auf der Homepage zum Tag des offenen Denkmals!

Abschleifen und neu Lackieren ist kein Restaurieren

Restaurierung ist zum Modewort avanciert.

Immer, wenn ein Möbel komplett abgeschliffen, abgebeizt oder abgelaugt wird, nennt man das “Restaurierung”. Immer, wenn etwas “in neuem Glanz erstrahlt”, nennt man das “Restaurierung”. Verschiedentlich wird dabei sogar immer noch von “Restauration” gesprochen.

Dabei ist das aber RENOVIERUNG!

Ich verbiete keinem solche Renovierungen, aber bitte nennen Sie es nicht Restaurierung, denn es ist keine.

Und was ist dann eine Restaurierung?

Als Restaurierung werden materielle Ergänzungen bezeichnet.

Wenn also an einem Tisch eine Profilleiste ergänzt wird, ist das Restaurierung. Wenn an diesem Tisch ein fehlendes Furnierstück ergänzt – ob in Holz oder Kitt – und farblich angepasst wird, ist das Restaurierung. Wenn Fehlstellen in Farbanstrichen und Lackierungen retuschiert und wieder gefüllt werden, ist das Restaurierung.

Das Entfernen des gesamten Furniers, nur weil ein Teil fehlt, um es dann komplett neu zu beschichten ist eine Renovierung, keine Restaurierung mehr. Das komplette Entfernen von Farb- oder Lackschichten, nur weil es nicht unserem Geschmack entspricht ist keine Restaurierung.

Im täglichen Sprachgebrauch sollten wir wirklich stärker auf unsere Wortwahl achten – und das geht auch über Restaurierung, Restauration und Renovierung hinaus.

Die 1. Hälfte d. 20. Jh.

In meiner Master-Thesis beschäftige ich mich mit Objekten aus der 1. Hälfte des 20. Jh. Zum besseren Verständnis habe ich mich auch mit dem soziokulturellen Kontext dieser Zeit beschäftigt.

Diese ersten rund 50 Jahre des 20. Jh. sind noch nicht all zu lang sehr. Viele meiner Verwandten haben einen Teil dieser Zeit noch persönlich miterlebt. Es war eine Zeit voller Umbrüche und rasanter Veränderungen. So schrecklich, menschenverachtend und kulturell niederschmetternd die beiden Weltkriege dieser Zeit auch waren, haben sie doch maßgeblich dazu geführt, dass unser Leben heut so aussieht, wie es ist.

Nach dem 1. Weltkrieg haben sich u.a. Holzwerkstoffe, gerade Linien, neue Kleider und Gesellschaftsnormen durchgesetzt. Nach dem 2. Weltkrieg haben sich beispielsweise Kunststoffe und eine veränderte Frauenrolle etabliert. Die Alliierten bauten die BRD schnell wieder auf, wohingegen sich die DDR leider sozial rückständisch verhielt.

Doch das ist nun einmal die Geschichte unseres Landes.

Wir sollten diese Zeit, die schon so fern und doch noch immer so nah ist, besser verstehen lernen.

Ein guter Anfang ist chroniknet.de. Zufällig bin ich bei meinen Recherchen über diese Seite gestolpert und sehr begeistert davon! Hier gibt es umfassende, knappe Infos zu verschiedenen Alltagsaspekten jedes Jahres seit 1900 und zahlreiche Bilder dazu. Auch wenn es in den Texten einige Fehler gibt, wie fehlende Tabellen, ist ihr Informationsgehalt hoch, verständlich und wirkt seriös.

Aber nocheinmal zurück zu den Holzwerkstoffen:

Was glaube Sie, seit wann bereits Sperrholz bekannt ist?

Ich habe gelesen, schon Adam, Hepplewhite und Chippendale sollen Sperrhölzer verwendet haben (Ende 18. Jh.). Ist das wahr? Ist Sperrholz vielleicht noch früher bekannt? Und was ist mit der Tischlerplatte? Seit wann ist sie bekannt?

Wirklich durchgesetzt haben sich diese Holzwerkstoffe doch erst zwischen den beiden Weltkriegen, richtig?

ASTrein – AUTOMATEN aus HOLZ

Am Donnerstag, 19.4.2012 wurde die neue Sonderausstellung im Deutschen Automatenmuseum in Espelkamp eröffnet. Diese Ausstellung steht im Zeichen des diesjährigen Themas der Museumsinitiative OWL e.V.: Astrein! Holz.

Die Eröffnung war ein sehr gelungener Abend: Die Reden, die von Armin Gauselmann (Sammlungsverantwortlicher der Gauselmann AG), Heinrich Vieker (Espelkamper Bürgermeister), Ralf Buchholz (Dipl.-Rest., HAWK Hildesheim) und Monika Unterkötter (Museumsleiterin) gehalten wurden, stellten eine gelungene Mischung aus Firmengeschichte, Museumsinitiative, lokaler sowie kulturhistorischer und konservatorischer Bedeutung dieses Museums dar. Alle Beteiligten waren sichtlich mit Herzblut und Spaß bei der Sache und haben einen interessanten Abend gestaltet. Mit unter 100 Gästen waren die Räumlichkeiten angenehm gefüllt.

Bemerkenswert finde ich, dass neben dem Museumsteam viele Firmenangestellte dieser Eröffnung beiwohnten. Auch Paul Gauselmann, der Firmengründer war anwesend. Die Firma Gauselmann ist trotz ihrer Größe doch noch ein Familienunternehmen und jeder Angestellte wird wertgeschätzt. Das ist in der Wirtschaft heute nicht mehr üblich! Dazu kommt noch, dass sich über etliche Jahre diese Firma eine große private Sammlung historischer Münzautomaten zusammengetragen hat. Nach meinen Recherchen ist dies die größte und umfassendste Sammlung solcher Objekte in ganz Deutschland. Sie haben rund 1800 Automaten aus Deutschland, England, Frankreich, den USA und vereinzelt aus weiteren Ländern. Dabei haben sie Warenautomaten, Dienstleister und Unterhaltungsgeräte, wie Sportspiele, Musikautomaten und Geldspielgeräte u.v.m.

Und aus diesem großen Fundus werden nun noch bis 20.7.2012 siebzig Geräte aus vier Ländern von ca. 1880 bis 1945 gezeigt. Der Fokus liegt dabei auf den Holzgehäusen, doch auch die Mechaniken sind natürlich unglaublich faszinierend. Die Ausstellung ist wirklich sehr gelungen. Und das Besondere daran ist, dass zum einen der Eintritt frei ist und man stets geführt wird. Dabei werden einem viele wichtige und interessante Informationen vermitteln, die Geräte sogar teilweise vorgeführt und man kann auch aktiv Fragen stellen. So ist wirklich ein besonderer, stets individueller Besuch möglich.

Leider liegt Espelkamp nicht im Nabel der Welt…

Doch dafür entlohnt das Museum.

Also melden Sie sich an und schauen Sie vorbei. Die Reise lohnt sich!

Frohe Weihnachten

Unsere Traditionen – auch die, wie wir Weihnachten feiern – sind wichtiges Kulturgut, denn diese Traditionen machen eben unsere Kultur aus. Dies zu erhalten, gestaltet sich aber schwierig, da es überwiegend immateriell ist.

Zu meiner Kultur gehört es z.B. traditionell erzgebirgisch Weihnachten zu feiern.

Ich habe einen Herrnhuter Stern, Schwibbögen, Nussknacker, Räuchermännchen mit Räucherkerzen, natürlich eine Krippe und einen Adventskranz sowie eine Pyramide und viele, viele Kerzen.

Diese Gegenstände selbst kann man erhalten, doch gehört auch das Wissen um die Benutzung und die Herkunft dazu.

Wussten Sie, dass der Schwibbogen vom Mundloch eines Bergwerkstollen abgeleitet wurde? Und die Pyramide von einem Pferdegöpel aus dem Bergbau stammt?

Mir fehlen allerdings noch ein Bergmann und ein Engel im Fenster. Haben Sie solche Figuren schonmal gesehen? Wissen Sie, was es damit auf sich hat? Im Erzgebirge haben die Hausherren früher stellvertretend für jedes ihrer Kinder solch eine Figur geschnitzt – ein Bergmann für einen Sohn, ein Engel für eine Tochter. Wie genau es aber dazu kam, das weiß ich auch nicht.

Und mir sind schon viele andere Weihnachtsbräuche abhanden gekommen.

So gibt es einige Haushalte, die ihre Fensterbeleuchtung erst am Heiligen Abend um 18Uhr mit dem Läuten der Kirchenglocken anschalten. Ich kenne es aber auch so, dass schon in den Adventswochen die Fenster reich beleuchtet werden, was früher den Bergleuten in der dunklen Jahreszeit ein bisschen Licht bringen sollte.

Ich kenne es auch nicht, dass die Stube mit Stroh ausgelegt wurde. Und Neunerlei habe ich auch noch nie gegessen.

Über diese Weihnachtsbräuche lässt sich sicher eine Doktorarbeit schreiben.

Aber ich möchte hier eigentlich nur dazu aufrufen, in der modernen, hektischen Welt diese Bräuche und Traditionen nicht als altmodisch, überholt oder kitschig abzutun. Das sagt nur, wer den Sinn davon nicht kennt.

Ich finde es wichtig, dass wir Traditionen haben, Dinge, die wir von unseren Eltern oder Großeltern übernehmen und ihnen damit Respekt zollen. Außerdem ist die Weihnachtszeit die beste Zeit im Jahr, um zur Ruhe zu kommen, mal wieder an liebe Menschen zu denken und nett zu einander zu sein.

Wer Weihnachten wirklich “unterm Baum entscheiden will”, wie ein großer Elektrohandel wirbt, der hat Weihnachten in meinen Augen komplett falsch verstanden.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen besinnliche, ruhige und traditionsreiche Weihnachten.

Nachruf für Annik Pietsch

Die Nachricht vom plötzlichen Tod Annik Pietschs hat an meiner Hochschule für Bestürtzung gesorgt. Nicht nur Professoren und Dozenten, die sie persönlich kannten, auch wir Studenten sind sehr traurig darüber.
Sie war eine der Koryphäen in der Restaurierung. Ihre Publikation über Lösemittel in der Restaurierung ist zum Standardwerk für uns geworden. Deshalb ist auch die Auflage restlos vergriffen…
Es ist wirklich traurig, dass nach Ulrich Schießl nun auch Annik Pietsch von uns gegangen ist.
Ihren Hinterbliebenen möchte ich mein herzlichstes Beileid aussprechen.
Annik Pietsch wird niemals vergessen werden.

Restaurierung eines Gemäldes 2

Nach ziemlich genau 50 Stunden ist das Bild nun gereinigt!

Die Rückseite bedurfte nur einer Trockenreinigung mit einem Latexschwamm, da hier nur loser Staub auflag. Die Bildseite bedeckte aber nicht nur loser Schmutz, sondern auch Vogelkot und erdige Anhaftungen.

Trotz vorheriger Festigung und Schollenniederlegung (ca. 20 Stunden) ist noch verhältnismäßig viel von der Malschicht verloren gegangen. Obwohl ich so behutsam wie möglich vorgegange bin, scheint es noch einige Hohlräume unter der geschlossenen Farbschicht gegeben zu haben, die erst durch die mechanische Beanspruchung der Reinigung sichtbar wurden. Teilweise war die Farbschicht auch so dünn, dass sie mit der Abnahme des Festigungsmittels ebenfalls verloren ging.

Das ist sehr frustrierend, wird aber von der Farbigkeit und Differenziertheit der Malerei ausgeglichen, die nach der Abnahme des alles vereinheitlichenden Schmutzes nun wieder erkennbar ist.

Deshalb hier noch einmal zur Anschauung, wie es vorher aussah:

und nach der Reinigung:

Allerdings wird jetzt auch – v.a. im Himmel – der ungleichmäßig aufgetragene, teilweise bereits schon verlorene und stellenweise stark vergilbte Firnis als besonders störend deutlich.

Mit Rücksprache einiger Gemälderestauratorinnen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich nun erst einmal Tests zur Firnisabnahme mache. Und dann entscheide ich, ob ich ihn tatsächlich entferne oder nicht. Denn ich fürchte, dass die Malschicht trotz Festigung eine Erneute oberflächliche Behandlung mit weiteren Farbverlusten bestraft.

Außerdem muss ich abwägen, wie ich mit den Lösemitteln umgehen kann: Kann ich evtl. mit den Bild in eine Werkstatt mit Absaugung umziehen? Denn daheim ist mir das zu gefährlich…

Aber eigentlich ist in solchem Fall eine Firnisabnahme unumgänglich, um ordentlich retuschieren zu können.

Restaurierung eines Gemäldes

Vor einigen Jahren habe ich ein Ölgemälde auf einer Hartfaserplatte geschenkt bekommen.

Es soll eine Oderlandschaft zeigen. Leider wurde es aus seinem Rahmen genommen. Den sollte ich später erhalten. Doch dem kam eine Gasexplosion zuvor, bei der er zerstört wurde…

Das Gemälde soll mit Flüchtlichen im 2.WK aus Schlesien nach Deutschland gekommen sein. Hier wurde es dann leider vernachlässigt und Feuchtigkeit ausgesetzt, was seinen ruinösen Zustand erklärt.

Viel Fassung ist bereits verloren gegangen. Der Großteil der noch erhaltenen Fassung liegt nur noch lose auf, die Schollen stehen partiell weit auf. Bei jeder Erschütterung gehen weitere Teile verloren. Die Oberfläche ist homogen sehr stark verschmutzt, stellenweise sogar mit anhaftendem Vogelkot und Erde. Der Firnis ist partiell ebenfalls spröde und verloren sowie vergilbt.

Dieser Zustand hat mich wirklich sehr lange zögern lassen, dieses Bild zu konservieren und zu restaurieren (ich glaube über 2 Jahre). Aber es wird ja bekanntlich nicht besser. Und bevor die Malschicht komplett verloren ist, habe ich mir ein Herz gefasst und mich dieser langwierigen Aufgabe gestellt.

Da das Bild mit 675x83mm recht groß ist, habe ich es erstmal mit Zwirn in neun Parzellen aufgeteilt. So kann ich etappenweise vorgehen und verliere den Überblick nicht.

Dann habe ich mit 5%igem Hautleim gefestigt. Mit einem kleinen Pinsel habe ich den Leim unter lose Schollen gegeben, bei großflächig craquelierten und gelösten Bereichen habe ich ihn vorsichtig mit einem größeren Pinsel aufgestrichen.  Dies hat wirklich lang gedauert und war sehr mühsam, da die Malschicht bei zu grober Berührung sofort abgefallen ist.

Das Ergebis überzeugte aber: alles ist fest und einige Schollen haben sich sogar durch den Trocknungsschwund des Hautleims niedergelegt. Die meisten Schollen standen aber so weit ab, dass dies nicht möglich war. So habe ich diese mit einem Heizspachtel niedergelegt, um später bei der Reinigung nicht alles wieder abzureißen.

Bisher habe ich die starke Verschmutzung mit destilliertem Wasser in Wattestäbchen abgenommen. Meist geht das sehr gut, da alle Schmutzsorten gut wasserlöslich sind. Da aber auch der eingebrachte Hautleim wasserlöslich ist, kann ich nicht zu lang eine Stelle bearbeiten.

Es dauert zwar alles unglaublich lang, aber bisher ist das Ergebnis recht überzeugend, denn man kann wieder Details der Malerei erkennen (siehe Bild oben links).

Was ich aber mit dem Firnis machen soll, weiß ich noch nicht. Soll ich ihn komplett abnehmen, um die Farbwirkung wieder herzustellen und diese fleckige Optik zu mindern? Oder soll ich ihn als Altersspur belassen?

Furniertes Kästchen

Als besonders persönliches Geburtstagsgeschenk habe ich ein einfaches Kästchen furniert.

Auf dem Deckel des Kästchens sollte eine persönliche und individuelle Marketerie sein. Dafür habe ich in einem Medaillon zwei Portraits eines Verwandten (einmal im jungen und dann in höherem Alter) mit einer Lilie zusammengestellt.

Die Umsetzung in eine Vorlage, die direkt zum Zuschnitt der Furnierstückchen dient, war etwas anspruchsvoll, aber nicht übermäßig kompliziert.

Schwieriger dagegen war die Holzauswahl. Ich habe nur nach Farbton ausgesucht. Mooreiche für Schwarz und Zitronenholz für die weiße Lilienblüte sowie die ergrauten Haare des älteren Portraits standen schnell fest. Für die Gesichtshaut wollte ich drei Farbtöne, um durch Licht und Schatten Plastizität zu erreichen. Nach langem Überlegen habe ich mich dann für Ahorn, Birke und Elsbeere entschieden. Der Fond des Medallions erhielt Vogelaugenahorn. Um das Kästchen nicht durch zu auffällige Maserung zu überladen, habe ich für den Rest Kirsche gewählt.

Beim Zuschneiden der kleinen Stückchen aus dünnem Messerfurnier habe ich meist ein Skalpell benutzt, für die Mooreiche eignete siche eine kleine Schere am besten. Dabei ist aber immer die Maserrichtung zu beachten. Aufgeklebtes Furnierband hilft sehr, da es leicht splitternde Holzarten zusammenhält.

Nachdem dann alles zugeschnitten war, habe ich den Blumenstiel grün gebeizt und die Blüte brandschattiert.

Bevor ich die Marketerie aufleimte, habe ich die großen Flächen des Kästchens mit Kirsche belegt, um das Medaillon präzise ausrichten zu können.

Vor dem abschließenden Lackauftrag habe ich die Oberfläche glatt geschliffen, noch einige Details eingraviert und mit dunkler Masse aus Schleifstaub und etwas Holzleim ausgekittet.

Das Innere habe ich dann noch mit rotem Samt ausgekleidet.

Insgesamt hat das alles gar nicht so lang gedauert. Dafür hat es aber um so mehr Spaß gemacht! Und die damit beschenkte Person hat sich unglaublich darüber gefreut.