Womit beschriften wir unsere Objekte?

In einem älteren Beitrag habe ich mich ja bereits allgemein mit den Grundlagen und Fallstricken der Inventarisierung beschäftigt und auf die Bedeutung von einheitlichen Vorgaben zur Beschriftung von Objekten mit ihrer Inventarnummer hingewiesen.

Jetzt will ich einmal genauer betrachten, wieso uns Restauratoren die Beschriftung der Objekte so wichtig ist.

Erst kommt die Theorie

Bisher war es die gängige Praxis einen Schichtaufbau aus Grundlack, Schrift und Decklack auf ein Objekt aufzutragen.

Der Grundlack soll bewirken, dass die Beschriftung das Objektmaterial nicht beeinträchtigt. Er bildet also eine Trennschicht zwischen historischem Original und moderner Hinzufügung. Da er direkten und langfristigen Kontakt zum Original hat, ist es besonders wichtig, dass der Grundlack selbst keine schädigenden Auswirkungen hat.

Bei der Beschriftung sind zahlreiche verschiedene Produkte zum Auftrag mit Pinsel oder Stift in Gebrauch. Theoretisch sollten sie nach dem Trocknen mit einem Lösemittel wieder komplett entfernt werden können, ohne den Grundlack zu verändern. Das ermöglicht es, Korrekturen während des Beschriftungsvorgangs vorzunehmen. Meist wird hierfür etwas Wasserlösliches gewählt.

Um die Beschriftung vor unbeabsichtigter Entfernung zu schützen, wird sie anschließend mit einem Decklack überzogen. Dieser sollte sich in einem Löslichkeitsbereich bewegen, der sich vom Schreibstoff und dem Grundlack unterscheidet, um diese Schichten nicht zu verändern. So soll es theoretisch auch später möglich sein, Korrekturen schichtweise kontrolliert vorzunehmen – vorausgesetzt natürlich, man weiß, welche Produkte genutzt wurden!

Und dann kommt die Praxis

Im Arbeitsalltag kann schnell festgestellt werden, dass diese Theorie nur schwer umsetzbar ist: Oft sind die Löslichkeitsbereiche der Lacke und Schreibstoffe in der Realität doch sehr nahe beieinander, sodass z. B. beim Auftrag des Decklacks die Schrift verwischt oder beim Korrigieren der Beschriftung der Grundlack doch verändert wird. Besonders bei Fertigprodukten können die Hersteller die Inhaltsstoffe im Laufe der Zeit verändern, wodurch sich beispielsweise das Löslichkeitsverhalten stark unterscheiden kann. Manchmal werden dann auch Produktlinien eingestellt und das genutzte Produkt ist nicht mehr erhältlich.

Oft ist es auch im Arbeitsalltag mühsam, so viele verschiedene Materialien vorzuhalten und anzuwenden. Manche Stoffe verhalten sich auch bei verschiedenen Klimabedingungen sehr unterschiedlich oder sind dann ggf. nicht mehr nutzbar – und in der Praxis hat man nunmal nicht immer Idealbedingungen zum Arbeiten.

Hinzukommt, dass bei dieser händischen Vorgehensweise die Qualität des Endergebnisses stets vom Geschickt der Ausführenden und der Beschaffenheit des Objektuntergrundes abhängt. So kommt es häufig vor, dass die Beschriftung dann doch nur schwer oder kaum zu lesen ist.

Neueste Erkenntnisse

2019 haben Emerson, Beisenkötter und Lipinski in Heft 1 der VDR Beiträge zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut Empfehlungen zur Anbringung von Inventarnummern an Museumsobjekten publiziert, die sie anhand von praktisch orientierten Versuchsreihen erarbeitet haben. 

In der Restauro 8/2022 haben Krautheimer, Kuppel, Steger, Eggert und Krekel neuste Erkenntnisse über die Korrosivität von Restaurierungsmaterialien veröffentlicht, die sie mittels Oddy-Test gesammelt haben. Darin wurde dann u. a. bestätigt, was ich vielfach auch bereits von anderen Restauratoren gehört habe: Paraloid B 72 (häufig als Lack für die Objektbeschriftung genutzt) in Ethylacetat gelöst, kann auch nach scheinbar vollständiger Aushärtung noch Säuren abspalten, die wiederum historische Objektmaterialien verändern können.

Für mich ist im Laufe der Zeit wichtig geworden, dass ich alle Inhaltsstoffe der von mir verwendeten Materialien kenne. Das heißt, dass ich vorrangig reine Stoffe nutze und diese nach entsprechenden Mengenverhältnissen selbst kombiniere. Nur so kann ich Materialien wählen, die ein möglichst geringes Gefahrenpotential für Objekt und Gesundheit darstellen. Die Materialien sollten natürlich auch möglichst alterungsstabil sein und sich bei Bedarf doch wieder rückstandsfrei entfernen lassen. Die Handhabung sollte nicht zu umständlich sein.

In Versuchen kam ich zu dem Ergebnis, dass es praktikabel ist, Objekte mit einem Grund- und Decklack aus Paraloid B 72, 30 %ig in Aceton/Ethanol (2:1) und einem Schreibstoff aus Aquarell (z. B. Winsor & Newton, “Lama Black” und “Chinese White”) zu beschriften. Diese Materialien entsprechen – auch in ihrer Kombination – o. g. Kriterien. Nutzt man als Deckschicht einen hellen Schellack kann man ggf. sogar manche schwarzen Stifte benutzen.

Viel spannender als diese rein händische Beschriftungsmethode finde ich die Möglichkeit, Etiketten auszudrucken (z. B. mit Laserdrucker auf säurefreiem Papier) und diese z. B. mit Paraloid B 72, 30 %ig in Aceton/Ethanol (2:1) auf das Objekt aufzukleben. Obwohl dies mehr Vorbereitung erfordert (Inv.-Nr. am Rechner vorbereiten, ausdrucken, zuschneiden), bieten sich die Vorteile, dass auch sehr klein bei guter Lesbarkeit gearbeitet werden kann. Dadurch ist wenig Objektoberfläche betroffen und man verbraucht tendenziell weniger Ressourcen (z. B. Paraloid und Lösemittel). Es können so auch sehr kleine Objekte gut beschriftet werden und das Beschriften großer Mengen von Objekten geht schneller vonstatten. Paraloid hat den Vorteil, dass es auf Holz, Metall, Keramik und Glas in etwa gleich gut haftet.

 

Bisher konnte ich leider noch keine Praxiserfahrungen hinsichtlich dem Verhalten bei Klimaschwankungen und Dauerhaftigkeit dieser Methode sammeln.

Hast du bereits Erfahrungen? Dann freue ich mich, wenn du sie hier mit mir und den anderen Leser/innen teilst.

Ein Jahr Selbständigkeit

Herzlichen Glückwunsch, kleine Selbständigkeit!
Jetzt bist du ein zartes Jahr jung – ein aufregendes und wechselhaftes Jahr.

Das erste Mal ist ja immer besonders, so auch das erste Jahr meiner Selbständigkeit. Hier ein kleiner Rückblick, der vielleicht auch Gründungswilligen ein kleines bisschen Klarheit bringt, was es bedeutet, sein eigenes Business aufzubauen.

Money, Money, Money

Die ersten Monate waren geprägt vom Geldausgeben: Anschaffungen, Reisen, Unterkünfte, Haftpflicht, Steuerberater, eine Tagung, Software – und natürlich auch “Lehrgeld” …
Den allerersten Auftrag zu erhalten und auszuführen, war ein tolles Gefühl. Endlich zurück im ursprünglichen Beruf! Die erste Rechnung zu schreiben, war so aufregend! Und als im Juli das erste Geld einging, war die Freude groß!
Doch bis Ende 2022 war die finanzielle Bilanz doch eher ernüchternd: 58 % der Einnahmen, die ich im Businessplan vorsichtig prognostiziert hatte, standen rund dem Doppelten meiner veranschlagten Ausgaben gegenüber. Das tatsächliche Geschäftsergebnis von rund 4.000 € hing dann also dem kalkulierten Gewinn von  18.000 € weit hinterher. Naja, wenigstens keinen Verlust gemacht.

Unbezahlbar

Doch die gewonnenen Erkenntnisse können nicht mit Geld aufgewogen werden!

Ich schätze die Freiheit der Selbständigkeit sehr: Ich entscheide, wann ich arbeite, welchen Auftrag ich annehme. Ich kann eigene Ideen, wie meinen Selbstcheck und meine eLearning-Schulung umsetzen. Ich kann mich nach meinen Bedürfnissen ausprobieren.

Fordernd ist für mich die Akquise von Aufträgen: Ich muss mich bei potentiellen Auftraggebern vorstellen und geduldig warten, ob ein Auftrag zustande kommt. Der Bedarf ist groß, doch der Geldbeutel klein. So fehlt häufig Budget, überhaupt Aufträge zu vergeben. Und dann ist es bei der Angebotserstellung immer ein Spagat zwischen dem günstigsten Angebot und der Auskömmlichkeit für mich.

Und dennoch möchte ich insgesamt die Erfahrung der Selbständigkeit nicht missen. Denn man lernt dabei so vieles, das man gar nicht benennen kann – auch über sich selbst. Ich darf mich dadurch in Geduld und Vertrauen üben, Ich lerne,  mit Ängsten und Zweifeln umzugehen.

Und so geht es nun endlich mit dem Frühling und neuen Aufträgen in das zweite Jahr der kleinen Selbständigkeit. Ich bin gespannt, wie sie sich entwickelt und was wir gemeinsam erleben werden.

Start: Ostergewinnspiel!

Und los geht’s!

Finde auf meinen Internetseiten die fünf versteckten Ostereier und melde Sie mir bis zum 6.4.2023, 12 Uhr.

Bist du schnell genug kannst du eine Beratung oder eine Teilnahme an meinem eLearning-Kurs gewinnen.

Weitere Infos gibt’s im vorherigen Blogbeitrag.

Ostergewinnspiel

Finde die versteckten Ostereier und gewinne eine Beratung oder einen eLearning-Kurs!

Und so geht’s

Suche zwischen dem 31.3. und 6.4.2023, 12 Uhr auf meiner Website die versteckten Ostereier und schreibe mir eine eMail (uta.wuttke [at] lebenmitkulturgut.de), wo du sie gefunden hast (beschreiben oder Screenshots).

Wer zuerst alle fünf Eier gefunden hat, erhält eine kostenlose Beratung (eine Stunde lang) per Telefon oder Videocall zu einem/mehreren Themen seiner/ihrer Wahl.

Der/die Zweite erhält eine kostenlose Teilnahme an meinem eLearning-Kurs „Grundlagen der Sammlungspflege und Präventiven Konservierung“ (weitere Informationen zum Kurs hier) – gültig bis zum 31.5.2023.

Ausschlaggebend sind Eingangs-Datum und -Uhrzeit deiner eMail bei mir.

Die Gewinner werden direkt benachrichtigt (nicht öffentlich bekanntgegeben).

Deine Daten (Name, eMail-Adresse) werden ausschließlich für die Kommunikation im Rahmen dieses Gewinnspiels und zur Bereitstellung des Gewinns verarbeitet. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben und nicht für weitere Werbemaßnahmen genutzt.

Veranstaltungen rund um Kulturgut

Manche mögen all den “alten Kram” langweilig finden, den Sammler, Museen, Restauratoren und andere als “Kulturgut” bezeichnen. Doch ein Blick in die geheime Welt hinter den Kulissen von “schnöden Ausstellungen” oder “alten Bruchbuden” reizt dann doch viele.

Das war der Tag des offenen Denkmals 2022

Der Tag des offenen Denkmals wird bereits seit 1993 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert und fand zuletzt am 11.9.2022 unter dem Motto “KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz” statt. Diese deutschlandweite kostenfreie Veranstaltung wird von vielen Besuchern begeistert angenommen. Auch in diesem Jahr waren wieder spannende Einblicke möglich.

In Wolfenbüttel konnte man z. B. Spuren der alten Germania Brauerei entdecken: In den alten Bierkellern lauschte man einem Streichertrio und bestaunte die Deckenmalerei der ehemaligen Trinkhalle. Die Gebäude sind in Privatbesitz und werden seit einigen Jahren aufwendig saniert und zu einzigartigen Wohnräumen umgestaltet.

Im Prinzenpalais am Kornmarkt konnte man auf Spurensuche einer früher hier ansässigen Bank gehen: Im Keller regt der alte Tresorraum die Phantasie vieler an. Räumlichkeiten in einem Seitenteil, die zuletzt noch privat bewohnt waren, werden seit einiger Zeit behutsam grundsaniert, um sie modernen Wohnansprüchen anzupassen und wieder vermieten zu können. Dabei stießen die Fachleute natürlich auch auf viele Spuren aus früheren Bauphasen. Eine Absolventin des Freiwilligen sozialen Jahrs in der Denkmalpflege von der Jugendbauhütte Ostfalen berichtete von spannenden und persönlichen Erfahrungen während der Arbeiten dort.

Auch das ehemalige Rittergut Groß Denke präsentierte seine Spuren aus verschiedenen Epochen. Dank der aktuellen Umbauarbeiten zu Wohneinheiten, wurde altes Balkenwerk freigelegt. Man konnte sehen, wie früher die Wände und Decken mit Lehm und Stroh verputzt wurden. Verschiedene Wandgestaltungen mit Tapeten oder Farbwalzmustern brachten viele Besucher zum Staunen.

Tag des offenen Denkmals verpasst?

Hier können Sie einen kleinen Rückblick lesen. Tragen Sie sich bereits den 10.9.2023 in den Terminkalender ein. Dann können Sie sich auf der Webseite oder der App zum Tag des offenen Denkmals informieren, was es in Ihrer Region spannendes zu entdecken geben wird. Oder Sie haben selbst ein Denkmal und machen dann selbst mit.

Spuren ehemaliger Gestaltung des Linoleum-Läufers im Prinzenpalais Wolfenbüttel

 

 

Das wird der europäische Tag der Restaurierung 2022

Ganz bald schon – am Sonntag, den 16.10.2022 – findet der Tag der Restaurierung statt, an dem deutschlandweit viele Restauratoren ihre spannenden Arbeiten vorstellen, ihre “stillen Kämmerlein” öffnen und Interessierte gerne mit überraschenden Erkenntnissen begeistern. Neben Veranstaltungen vor Ort werden manche online angeboten. Schauen Sie direkt einmal nach, was Sie interessiert und was in Ihrer Nähe angeboten wird!

Es lohnt sich, denn die moderne Restaurierung ist ein überraschend vielseitiger und anspruchsvoller Beruf. Er verknüpft geschichtliches und naturwissenschaftliches Wissen mit handwerklichem Geschick, künstlerischem Gespür und kreativem Denken.

Grundlagen und Fallstricke der Inventarisierung

Meine ersten Aufträge zeigen, dass die Inventarisierung von Sammlungsbeständen aktuell ein sehr wichtiges Thema ist. Und das völlig zu Recht!

Warum inventarisieren?

Laut den ethischen Richtlinien für Museen vom ICOM ist es eine Grundvoraussetzung, ein Inventar für eine museale Sammlung zu pflegen. Und das ist logisch, da ein gepflegtes Inventarverzeichnis eine Übersicht über die vorhandenen Sammlungsbestände bietet – vom Schreibtisch aus und ggf. auch überall auf der Welt.

Das Inventar ist ein elementarer Wissensspeicher, denn die Kenntnisse über jedes einzelne Objekt dürfen nicht allein im Kopf einer Person oder weniger sein. Die Informationen müssen für alle an und mit der Sammlung Arbeitenden zentral zur Verfügung stehen und entsprechend aktualisiert und durch neueste Erkenntnisse erweitert werden können.

Erst durch die permanente Pflege ermöglicht ein Inventar, die vier Museumsaufgaben angemessen erledigen zu können:

Sammeln: Beim Blick in das Inventarverzeichnis weiß man, was man bereits hat und was ggf. noch fehlt. Frühere Aussonderungen sind nachgewiesen und zukünftige werden ableitbar.

Bewahren: Ein gut gepflegtes Inventarverzeichnis mit Standortverwaltung und Objektakten ermöglicht es, das Objekt zielsicher aufzufinden und seine Existenz zu überprüfen (ist es vielleicht gestohlen/verloren?). Wie ist der Zustand und kann man vielleicht deutliche Veränderungen durch bestimmte vergangene Ereignisse ablesen? Informationen für zukünftige und über vergangene Restaurierungen, Transporte, Ausstellungen usw. helfen, die Objektsubstanz zu schonen.

Forschen: Mithilfe eines guten Inventars lassen sich Sammlungszusammenhänge erkennen und dokumentieren. Es ermöglicht die Provenienzforschung, erleichtert die Erkennung von Fälschungen und unterstützt Restitutionen.

Vermitteln: Ein Inventar ermöglicht überhaupt erst einmal das Zeigen von vorhandenen Objekten und Erklären besonderer Aspekte. Es bietet Daten für den Leihverkehr und ermöglicht es, jegliche Anfragen zu beantworten.

Als Nachweis der Eigentumsverhältnisse jedes Objektes besitzt es Urkundencharakter und dient dem Vermögenserhalt einer Sammlung.

Was inventarisieren?

Wenn ein Sammlungskonzept besteht, ist dies nicht besonders schwer zu beantworten: Alles, was dem Sammlungskonzept entspricht!

Dabei soll es nach objektiven Kriterien gehen, nicht nach subjektivem Empfinden. Denn das ist selbstverständlich höchst unterschiedlich. So können eben auch vermeintlich “wertlose” Gegenstände Einzug in eine Sammlung halten, wenn diese für ihre Aspekte bedeutend sind – z. B. Masken als Objekte des aktuellen Zeitgeschehens.

Dabei wird es natürlich in der jeweiligen Sammlungspraxis stets zu diskussionswürdigen Sonderfällen kommen. Diese lohnen sich aber, bewusst abzuwägen und dann zu dokumentieren.

Wie inventarisieren?

Hierzu gibt es bereits zahlreiche Best-Practice-Lösungen. Jede Sammlung sollte aber für sich ganz individuell entscheiden, was ihr wichtig ist und wie sie das jeweils handhaben will.

So ist es egal, ob man noch analog inventarisiert oder digitale Systeme nutzen kann/will. Die Vorteile von EDV liegen natürlich mittlerweile auf der Hand. Egal in welcher Form, es ist dabei von höchster Priorität, die Daten vor Verlust oder unbeabsichtigter Veränderung zu schützen. Außerdem muss die Zugänglichkeit für alle Beteiligten entsprechend gewährleistet sein.

Bei der Objektbezeichnung empfiehlt es sich, Normbegriffe, Thesauri, Typologien zu nutzen. Dadurch wird die Recherche und das Wiederfinden, das Sortieren und Filtern des eigenen Bestands erleichtert. Mit Blick auf zukünftige Vernetzungen unter Museen, erleichtern einheitliche Objektbezeichnungen den Datentransfer.

Merkmale, um jedes einzelne Objekt zweifelsfrei identifizieren zu können, werden durch detaillierte Beschreibungen, Maße, Gewichtsangabe, Materialien und natürlich aussagekräftige Fotos geführt. Dies ist vergleichbar mit unserem Personalausweis, denn auch die Identität eines einzelnen Sammlungsobjekte muss stets eindeutig sein.

Dem dient auch die Inventarnummer. Außerdem ist sie das zentrale Datum, das alle Informationen untereinander und mit dem Objekt sowie Objekte untereinander verknüpft. Und bei der Systematik zur Nummernvergabe scheiden sich die Geister. Es wird mittlerweile empfohlen, keine “sprechenden Inventarnummern” zu nutzen. Diese codieren verschiedene Informationen, wie Zugangsdatum, Material, Sachgruppen, Standorte usw. Dies sorgt natürlich dafür, dass die Inventarnummer verlängert wird, was bei kleinen Objekten schnell zu einem Platzproblem führt. Oft führt eine sprechende Inventarnummer dazu, dass die Schreibweise abgekürzt wird, weil man nicht immer die gleichen Informationen wiederholen will. Das wiederum führt zu Unklarheiten, Verwechslungen, Dopplungen oder Lücken im Inventar. Die Frage, ob die codierten Informationen beim Objekthandling zwingend relevant sind, sollte einmal kritisch reflektiert werden. Und was ist, wenn die codierten Information irgendwann revidiert werden, weil neue Erkenntnisse andere Zusammenhänge ergeben?
In der modernen Praxis ist man also zu ganz einfachen Zahlen, ohne Sonderzeichen, Buchstaben oder vorangestellte Nullen übergegangen, da diese von EDV-Systemen nicht einwandfrei verarbeitet werden können.

Ebenfalls wichtig ist, welches Objekt eine einzelne Inventarnummer bekommt. Denken wir an ein Kaffeeservice bestehend aus sechs Kuchentellern, sechs Untertassen, sechs Tassen, einer Kaffeekanne mit losem Deckel, einem Milchkännchen und einem Zuckerpott mit losem Deckel, der vielleicht auch noch baugleich mit dem Deckel oder Kanne ist: Laufen alle 23 einzelnen Objekte unter einer Inventarnummer? Oder bekommen vielleicht Kaffeekanne und Deckel eine, Zuckerpott und Deckel eine andere? Oder bekommt jedes einzelne Teil eine eigene Nummer, da z. B. die Deckel nicht eindeutig Kanne oder Pott zugeordnet werden können? Stellen Sie sich einmal vor, dass nur eine der Tassen zur Restaurierung entnommen wird. Welche Inventarnummer würde die Standortpflege und die Restaurierungsdokumentation erleichtern und welche vielleicht erschweren?

Ebenso wichtig ist natürlich auch die Art und Weise, wie die Inventarnummer auch am Objekt angebracht wird. Denn es ist nur eine Seite der Medaille, wenn die Nummer auf den entsprechenden Unterlagen, Akten und Datensätzen steht. Das entsprechende Objekt muss damit dauerhaft und bei Bedarf reversibel beschriftet sein. Das bedeutet, die Inventarnummer darf nicht versehentlich verloren gehen, aber auch nicht eingebrannt, graviert oder z. B. mit einem Material aufgetragen werden, das Materialveränderungen der originalen Substanz bewirkt. Deshalb hat es sich – besonders in Depots – etabliert, Etiketten mit der Inventarnummer gut sichtbar anzubinden und Verpackungen zu beschriften. Gängige Praxis ist es auch geworden, eine Stelle des Objektes mit einem Klarlack (z. B. Paraloid) abzusperren, dann die Inventarnummer mit Aquarell oder alterungsbeständiger Tusche aufzuschreiben und dann erneut mit Klarlack zu überziehen. Dabei ist es sehr empfehlenswert, im Haus zu definieren, wo die Inventarnummer aufzubringen ist. Eine einheitliche Regelung erleichtert im Arbeitsalltag das Auffinden der Nummer. Definieren Sie auch eine maximale Größe, Normschrift und eine angemessene Kontrastwirkung (z. B. helle Schrift auf dunklem Untergrund), um die Lesbarkeit zu erleichtern.

All diese Überlegungen erfordern anfänglich natürlich etwas Aufwand, erleichtern im Folgenden aber die alltäglichen Arbeitsabläufe erheblich.

Die Entstehung des Selbstchecks

Zunächst war die Idee

Vor einigen Monaten hatte ich die Idee, für kleine, private Sammlungen und solche, ohne restauratorische Betreuung eine einfache Möglichkeit zu schaffen, den Verantwortlichen die Präventive Konservierung näherzubringen. Denn wie oft werden kulturhistorisch wichtige Objekte durch unsachgemäße Lagerung oder laienhafte Maßnahmen beschädigt?

Ich glaube, dass Menschen, die etwas sammeln, ein Interesse daran haben, ihre Sammlung zu erhalten. Sie wollen sicher lieber vorbeugend etwas Zeit und Geld investieren, als im Schadensfall kostspielige und vielleicht radikale Eingriffe vornehmen zu müssen. Wenn sie dann auch noch Neues erlernen und dadurch in die Geheimnisse eines exotischen Berufs eingeweiht werden, macht sie das noch zufriedener. Damit wird die Restaurierung langfristig aus ihrem Schattendasein gerückt.

Also wollte ich ein leicht verständliches und besonders praktisches Informationsangebot schaffen. Und schnell wurde diese Idee immer konkreter und vor meinem inneren Auge entstand der digitale Selbstcheck: ein einfacher Fragebogen zu allen wichtigen Themenkomplexen für eine gute Aufbewahrung mit einem “handfesten” Ergebnis.

Von analog zu digital

Mit Zettel und Stift habe ich angefangen, den Fragenkatalog und die Antwortmöglichkeiten auszuarbeiten. Das fiel mir recht leicht, da ich auf genügend Fachwissen und Praxiserfahrung zurückgreifen konnte.

Von Anfang an war mein Anspruch, alles für die Nutzer recht einfach zu halten: von der Fragenformulierung über die Gestaltung der Antwortmöglichkeiten, die Ergebnisauswertung hin zum gesamten Bestell- und Nutzungsprozess. Die Bereitstellung im Internet bietet maximale räumliche und zeitliche Flexibilität bei der Nutzung sowie eine gewisse Anonymität.

Anhand konkreter Funktionswünsche habe ich einige Software und Onlineplattformen getestet und bin dann bei Moodle hängengeblieben.

Mit der Erstellung des kompletten Selbstchecks auf dieser Onlineplattform inklusive automatischer Auswertung, Vorabinformationen, Bedienungsanleitung und Feedback-Möglichkeit war ich weit vor meinem eigentlichen Entwicklungsprozess-Zeitplan fertig. Und das war auch gut so, da sich die Testphase durch ausgewählte Dritte ziemlich zäh gestaltet hat.

Eine kleine Anzahl von Restaurator/innen, Kunsthistoriker/innen, Sammler/innen musste erst einmal für den Test begeistert werden. Leider fanden dann doch nicht alle die Zeit, mich diesbezüglich zu unterstützen. Die, die getestet haben, taten das aber sehr gründlich und brachten noch gute Ideen und Verbesserungsvorschläge ein.

Das Drumherum ist unsichtbar

Das “Produkt” an sich war dann also fertig – etwa zwei Monaten nach der ersten handschriftlichen Notiz.

Doch, um den Selbstcheck auch wirklich raus in die Welt, zu denen zu bringen, die ihn brauchen, fehlte tatsächlich noch einiges. Der Bestell- und Bezahlprozess musste eingerichtet und eine geeignete Werbestrategie entworfen werden. Dass beides nicht eben schnell gemacht ist, wusste ich aus meiner letzten Anstellung.

Den Bestellablauf aus Kundensicht möglichst einfach zu gestalten, war mit meiner QM-Erfahrung recht leicht. Die Formulare und Vorlagen sowie die Beschreibung für die Werbung waren hier das aufwendigste.

Als Werbemittel nutze ich lediglich meinen Internetauftritt und individuelle Informations-Mails. Die Webseite verständlich und attraktiv zu gestalten, hat mich viel Zeit gekostet – etwa eine Woche. Und ich denke, das wird andauern, da mir ständig Neues ein-/auffällt, das ich daran verbessern könnte. Auch der fachmännische Blick eines befreundeten Werbeprofis hat meine Lernkurve stark ansteigen lassen.

Doch es ist geschafft: Der Selbstcheck ist endlich da und kann nun hoffentlich vielen Sammlungen und Interessierten dabei helfen, ihre Aufbewahrungsbedingungen zu verbessern – oder auch Gewissheit geben, dass diese bereits gut sind!
Bis zum 31.7.2022 sogar 40% günstiger als zum regulären Preis von 50,- € (zzgl. MWSt).

Machen Sie sich selbst ein Bild und teilen mir gern mit, wenn Sie Fragen, Anregungen oder Wünsche haben. Lassen Sie dieses kleine Werkzeug Wunder bei der Kulturguterhaltung vollbringen und den Beruf der Restaurator/innen ins rechte Licht rücken.

Mein Weg in die Selbständigkeit

Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal selbständig sein würde! Doch es kommt ja immer anders, als man denkt.

Früher habe ich immer die Sicherheit einer Anstellung angestrebt: regelmäßiges Gehalt, um die Sozialleistungen wird sich gekümmert, man hat immer was zu tun und ist nicht allein.

Warum dann dieser Sinneswandel?

Über längere Zeit (es geht um einige Jahre) habe ich unterschwellig gemerkt, dass mir etwas fehlt. Die Pandemie hat mich dann erkennen lassen, was genau es ist, das nicht mehr zu mir passt und wo ich denn eigentlich hinwill. Die endgültige Entscheidung, es wirklich zu wagen, kam aber erst, nachdem ich mich vergeblich um meine Traumstelle beworben hatte (das war im Sommer 2021).

Und das heißt auch nicht, dass ich seither nicht gezweifelt hätte. Die Angst vor dem Ungewissen und dem Scheitern begleitet mich ständig und hilft mir dabei, meine Sache möglichst gut zu machen.

Im Januar 2022 habe ich dann begonnen meinen Businessplan zu schreiben. Das ist sehr empfehlenswert – unabhängig von evtl. Finanzierungs- oder Förderbestrebungen. Dieser Businessplan war für mich eine sehr hilfreiche Spielwiese, um meine vage Geschäftsidee zu konkretisieren, den Markt zu analysieren, meine Unternehmerfähigkeiten zu reflektieren und zu ermitteln, ob und wie das finanziell tragfähig sein könnte. Es gibt zahlreiche Beispiele, Vorlagen, Anleitungen und Unterstützungen dazu, z. B. von der Gründerplattform, Existenzgründer, Handwerkskammern u.v.m. Ich habe mich vorher und während ich daran gearbeitet habe, immer wieder informiert und inspirieren lassen.
Leicht war das für mich trotzdem nicht, weil es am Anfang ein großer, scheinbar unbezwingbarer Berg war. Ich habe ihn dann Stück für Stück abgearbeitet. Anfangs hat mich etwas frustriert, dass mit jedem neuen Kapitel – und besonders mit dem Finanzteil! – die vorherigen immer wieder verändert werden mussten. Das scheint normal zu sein, da ja alles eng zusammenhängt. Es wird deshalb allgemein empfohlen, den Finanzteil parallel zum Textteil zu erarbeiten.

Ich habe zwei Monate dafür gebraucht, habe aber auch nicht permanent daran gearbeitet. Anfangs waren es vielleicht nur ein, zwei Stunden am Tag. Es gab mehrere Tage (Wochenenden ausgenommen), an denen ich gar nichts gemacht habe.
Sicher bekommt man das schneller hin. Hier muss man seinen eigenen Rhythmus finden. Für mich war wichtig, dass ich das Beste für mich abliefere – nicht unter Druck einfach irgendwas. Denn ich will ja, dass es dann in der Realität für mich auch wirklich funktioniert.

Wie oft habe ich gezweifelt und gedacht, dass das doch nicht klappt und ich das Vorhaben lieber jetzt schon abbrechen sollte. Aber ehrlich: das kann man doch zu der Zeit noch gar nicht wissen! Klar kann alles komplett schiefgehen. Dann hat man im schlimmsten Fall Geld verloren, aber dafür wertvolle Erfahrungen gesammelt! Doch es kann ja auch viel besser laufen als gedacht. Das findet man erst heraus, wenn man es wirklich umsetzt.

Und nun ist es soweit: heute ist offiziell der erste Tag meiner Selbständigkeit.
Und ich kann doch noch nicht wirklich loslegen!
Es war mein Plan, den März für alle Vorbereitungen und Anmeldungen zu nutzen. Doch es hat nicht so geklappt, wie erhofft. Zunächst war ich mit dem Businessplan dann doch viel später als erhofft soweit zufrieden, dass ich ihn abschließen konnte. Dann wollte ich erst die Tragfähigkeitsbescheinigung vom Berufsverband der Restauratoren abwarten, bevor ich wirklich beim Finanzamt anmelde. Die Prüfung und Erstellung der Bescheinigung ging nicht von heut auf morgen. Eine gute Woche sollte man schon einplanen. Und ich wusste nicht, dass das Finanzamt vier bis sechs Wochen benötigt, um die Anmeldung zu bearbeiten. Also warte ich noch darauf. Das verschafft mir aber noch ein bisschen Zeit, um die fehlenden Dinge zu regeln: z. B. Geschäftskonto, Steuerberater, Internetauftritt usw.

Im ersten Monat bin ich sowieso davon ausgegangen, dass noch keine Einnahmen generiert werden können. Der Start mit angezogener Handbremse ist also nicht so schlimm für mich.

Es ist wirklich ein spannender Weg, den ich nun eingeschlagen habe, denn ich weiß noch nicht, wo er mich wirklich hinführen wird. Ich freue mich aber schon auf all die Erfahrungen, die ich auf diesem Weg sammeln werde.

Frohe Weihnachten

Dieses Jahr ist ein spezielles Jahr und wir feiern Weihnachten vielfach kleiner und ruhiger. Das gibt uns Gelegenheit, uns wieder intensiver mit unseren Traditionen zu beschäftigen.

Wie jedes Jahr leuchtet allabendlich mein Herrnhuter Stern. Echte Herrnhuter Sterne kommen von jeher ausschließlich aus dem Oberlausitzer Ort Herrnhut, einer alten Brüdergemeinde. Sie sollen den Stern von Betlehem symbolisieren und sind erst im 19. Jh. entstanden. Seit den 1920er Jahren werden sie in ihrer heutigen Form in Handarbeit hergestellt. Heute gibt es verschiedene Farbvarianten – da ist für jeden Geschmack etwas dabei -, ursprünglich hatten sie die Farben Rot und Weiß: Weiß für die Reinheit und Rot für das Blut Jesu.

Auch erst im 19. Jh. wurde die Tradition des hölzernen Räuchermännchens im Erzgebirge etabliert. Heute gibt es zahlreiche Varianten und zusätzlich auch Häuschen und Öfen aus Blech, die dem rauchenden Räucherkerzchen einen schönen Rahmen geben. Räucherkerzen sind aber bereits viel früher im Zusammenhang mit dem Verbrennen von Weihrauch in der katholischen Liturgie entstanden. In Crottendorf im Erzgebirge sollen bereits 1750 Räucherkerzen hergestellt worden sein. Die Räuchermännchen kamen erst etwa achtzig Jahre später durch die Aufgabe des Bergbaus als Ersatzbeschäftigung auf.

Und was gibt es schöneres, als im Schein des Herrnhuter Sterns den Duft eines Räucherkerzchens zu genießen und dabei der Stille oder leisen Weihnachtsliedern zu lauschen?

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern frohe und ruhige Festtage.

Frohe Weihnachten

Und plötzlich ist schon wieder Weihnachten!

Bei all dem Alltagsstress konnte ich in diesem Jahr kaum die Vorweihnachtszeit genießen.

Plätzchenbacken habe ich aber geschafft. Und dabei den Duft von dem ein oder anderen Räucherkerzchen genossen.

Apropos – was macht eigentlich das Karzl?

In diesem Sinne wünsche ich jedem Leser/jeder Leserin frohe Festtage so, wie ihr sie eben mögt. Genießt die Zeit im Kreise eurer Liebsten und haltet auch mal inne und entschleunigt. Der Alltag fängt uns früh genug wieder ein.

Frohe Weihnachten!