Bürgermuseum Wolfenbüttel

Recht unscheinbar in der ehemaligen Jahnturnhalle nahe dem Schloss in Wolfenbüttel hat 2017 das neue Bürgermuseum der Stadt eröffnet.

In moderner, ansprechender Ausstellungsgestaltung wird die Stadtgeschichte mit ihren verschiedenen Facetten kurz aber verständlich thematisiert. Die Erzählung beginnt im 18. Jh. nachdem die Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt wurde und die Bürger “die Stadt übernahmen”. Hier kann man gleich zu beginn sehr qualitätvolle Animationen von prägnanten Plätzen betrachten. So fliegt man beispielsweise über den Schlossplatz oder den Stadtmarkt wie sie im 18. Jh. ausgesehen haben. Ein großes Stadtmodell begeistert Burger und enttäuscht Restauratoren zugleich, denn hier prangt gleich mal die Angabe seiner jüngsten “Restauration”!

Es werden wirtschaftliche Schwerpunkte wie die Gemüsekonservenindustrie ebenso thematisiert, wie Revolutionen im schulischen Bildungswesen. Gärtner und Vereine prägten den Städtebau und das soziale Gefüge der Lessingstadt. Neben lokalen Ereignissen werden natürlich auch die NS-, Kriegs- und Nachkriegszeit anschaulich thematisiert.

Nationale und lokale Berühmtheiten begleiten den Besucher auf seiner Zeitreise durch die Stadtgeschichte und kommen vielfach zu Wort. Auf der eingezogenen zweiten Ebene in der Halle sind sogar Ausgaben der Wolfenbüttler Zeitung von 1949 bis 1976 zum Schmökern bereitgestellt. Leider weisen hier Schilder darauf hin, dass man doch bitte keine Seiten oder Artikel heraustrennen solle. Sollte das nicht selbstverständlich sein!?

Insgesamt ist der Besuch dieses Museums sehr lohnenswert, da die Ausstellung kurzweilig und sehr ansprechend gestaltet ist. Auch die Ausstellungsarchitekturen scheinen sehr hochwertig zu sein.

Mich störte nur, dass die Beschreibungstäfelchen der Objekte in den Tischvitrinen so angeordnet sind, dass sie die Exponate mal von links, meist aber von rechts aus beschreiben. So musste ich oft suchen, welches Objekt nun gemeint ist.

Ebenso schade finde ich, dass man darauf hingewiesen wird, dass es viele Leihgeber geben soll, dies aber nirgendwo gekennzeichnet ist. Wegen dieser vielen Leihgeber ist dann auch das Fotografieren ausschließlich für private Zwecke erlaubt. Es dürfen keine Innenraumansichten veröffentlicht werden – ich hätte hier gern einen Eindruck abgebildet.

Das Personal ist aber sehr nett, auskunftsfreudig und hilfsbereit – sie scheinen sehr stolz auf “ihr” neues Museum zu sein. Und der Eintritt ist auch 2018 weiterhin kostenlos.

Besuchen Sie das Bürgermuseum selbst, machen Sie sich Ihr eigenes Bild und entdecken Sie Neues über die Geschichte dieser Stadt.

Öffnen, bewahren, präsentieren

Unter diesem Titel beschreiben die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG) auf fast 400 Seiten die Vielfalt ihrer Aufgaben.

Sehr qualitätvoll bebildert feiern die SSG mit dieser Publikation ihr 30jähriges Bestehen und lassen alle Interessierten an ihrem Alltag teilhaben.

Mit zahlreichen Artikeln verorten sie ihren Standpunkt in der Geschichte und der heutigen Gesellschaft. Gebäude- und Inventarverwaltung haben an den Höfen eine sehr lange Tradition, in der nach einigen Einschnitten heute die SSG stehen. Anhand der heute betreuten Monumente wird beschrieben, welche Themen für Mitarbeiter und Besucher wichtig sind und wie sie in Einklang gebracht werden.

Neben jüngsten Vermittlungsprojekten werden auch Forschungsthemen und Erhaltungsmaßnahmen exemplarisch beschrieben. So erfährt man, was sonst im Verborgenen vor sich geht, z. B. innovative Forschungen zur sogenannten Glaskrankheit oder auch zu versteckten historischen Inventaretiketten.

Der Spagat zwischen dem Schutz vor Verlust originaler Substanz und der Vermarktung und Vermittlung der Gebäude, Ruinen, dem Inventar und der Gärten wird anhand verlorener Monumente, jüngster Neukonzeptionierungen und bevorstehender Projekte verdeutlicht.

In 30 Beiträgen beschreiben Mitarbeiter somit einen kleinen Teil ihrer Arbeit.

Auch ich habe mitgewirkt und eines meiner liebsten Arbeitsthemen beschrieben.

Untergegangene Jugendstilbauten in Karlsruhe

Noch bis zum 17.6. kann man in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe die kleine kostenlose Ausstellung über wertvolle Architektenbauten sehen, die heute verloren sind.

Sofern man den Ausstellungsraum findet!

Als ich das erste Mal dort war, hatte ich große Mühe überhaupt den Eingang zu finden. Architektonisch versteckt er sich am Ende eines sehr niedrigen Arkadengangs, der eher wie ein Lieferanteneingang wirkt. Heute habe ich dann aber noch sehr lang nach dem Ausstellungsraum gesucht, der nur spärlich mit grobem Richtungspfeil in der überdimensionierten Eingangshalle ausgeschildert ist. Bis ich dann endlich heraus gefunden habe, dass man noch durch das Café durch und um die Ecke muss …

Die Mühen haben sich aber gelohnt, denn diese Ausstellung ist recht ansprechend. Anhand von früheren Architekturbildbänden wurden herausragende, heute verlorene Bauwerke illustriert und neben Fotos der heutigen “Ersatzbauten” gestellt. In begleitenden Texten erfährt man vieles über die Architektenszene um 1900, einzelne bedeutende karlsruher Persönlichkeiten und die “Bausünden” der Nachkriegszeit.

Wer also in der Stadt unterwegs ist und noch ein bisschen Zeit hat, der sollte noch in der BLB vorbeischauen und diese Ausstellung kostenfrei besuchen.

Ramses in Karlsruh


Noch bis zum 18.6.2017 zeigt das Badische Landesmuseum im Karlsruher Schloss eine Sonderausstellung zu Ramses.

Zur Einstimmung kann man vorher auf der Homepage ein kleines Spielchen spielen.

Das ist wirklich hübsch gestaltet und nett vertont, allerdings fand ich manche Spielsequenzen nicht selbsterklären. Da wusste ich erst einmal nicht, was ich zu tun hatte. Für meinen Geschmack ist es teilweise etwas langsam, dröge …

Mir erscheint dieses Spiel dennoch als sehr geeignet für Kinder – unter elterlicher Hilfe. Auf kurzweilige Art lernt man dabei etwas über altägyptische Bräuche und Glaubensvorstellugen.

Leider habe ich die Ausstellung noch nicht besuchen können. Hoffentlich ist sie genau so interessant, wie dieses nette Online-Spiel.

Karlsruher Schlosslichtspiele

Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr zum 300sten Stadtgeburtstag wurden sie auch dieses Jahr wieder ausgerichtet.


Nur noch bis zum 25.9.2016 kann man diesmal beeindruckende Lichtspiele auf der Fassade des Karlsruher Schlosses bestaunen.

Am letzten sommerlichen Abend letzte Woche habe auch ich es endlich geschafft, alle vier Shows anzusehen. Pünktlich um 20:30 Uhr gings los, doch die besten Plätze im Schlossgarten waren wohl schon seit Stunden belegt. “LEGACY” fand ich toll, da das Schloss als historisches Gebäude und als Museum einbezogen wurde. So war es sehr beeindruckend, als man glaubte, vor einem ägyptischen Palast zu stehen. Später war das Schloss eine gothische Kathedrale oder zeigte eine orientalische Fassade. “Paperworld” war leider überhaupt nicht meins, weder von den Bildern noch von der Musik her. Bei “Defilee” und “Transkutan” war ich leider etwas abgelenkt. Doch die Interpretation berühmter Kunstwerke hat mir einen netten Ausklang des Tages bereitet.

Wer es nun doch nicht mehr rechtzeitig schafft, muss nicht traurig sein. Auch 2017 sollen die Schlosslichtspiele in Karlsruhe wieder stattfinden.

Und vielleicht bald auch in Ihrer Stadt? 😉

FAKE -Fälschungen wie sie im Buche stehen

Heidelberg am Neckar
Unter diesem Titel läuft noch bis 26.2.2017 in der wunderschönen Heidelberger Unibibliothek in der Altstadt eine Sonderausstellung zur Beziehung zwischen Fälschungen und Büchern.
Als Begleitprogramm wird u.a. eine Vortragsreihe zum Fälschungsthema veranstaltet.

Heute habe ich die erste Veranstaltung des ehemaligen Kriminalhauptkommissars des LKA Stuttgart, Ernst Schöller besucht. Er sprach aus seiner vierzigjährigen Berufspraxis auf sehr humoristische und anschauliche Weise über “Diebe, Fälscher, Hintermänner”. Seine lebendigen Beispielfälle haben sehr dafür sensibiliesiert, dass wir – die mit Kulturgut zu tun haben – uns nicht leichtgläubig allein auf Werkverzeichnisse, Ausstellungskataloge und Gutachten & Co. zur angeblichen Echtheit verlassen dürfen. Wir müssen immer das jeweilige Kunstobjekt selbst und im Kontext mit seiner Begleitgeschichte kritisch prüfen.

Denn es entstehen durch Fälschungen nicht nur finanzielle Schäden, sondern auch solche, die das Wissen und die Forschung nachfolgender Generationen beeinflussen.

Da diese Vortragsreihe öffentlich und kostenlos ist, empfehle ich jedem, auch die weiteren Veranstaltungen zu besuchen. Ich versuche es auch wieder am 30.6., 18 Uhr nach Heidelberg zu schaffen, wenn Horst Bredekamp den “New Yorker Sidereus Nuncius. Punkt für Punkt” als Fälschung entlarvt.

Und vielleicht habe ich dann auch genug Zeit, um mir ein Bild von der Ausstellung zu machen.

Kuba-Museum Wolfenbüttel

Vor kurzem habe ich endlich dem Kuba-Museum in Wolfenbüttel einen Besuch abstatten können.

Dieses kleine Museum hat nur an einem Samstag im Monat geöffnet, da es von einem Verein geführt wird. Besonders daran ist – neben dem kostenfreien Eintritt -, dass die Geschichte von Tonmöbeln im ehemaligen Firmengebäude der bekannten Wolfenbüttler Nachkriegsfirma Kuba vermittelt wird. Dabei werden überwiegend Möbel dieser Firma gezeigt, welche durch zahlreiche Volksempfänger und etliche Grammophone in einen geschichtlichen Kontext gesetzt werden.

Für Technikbegeisterte bieten die auskundsfreudigen Vereinsmitglieder gern Rede und Antwort. Für Restauratoren bieten die lackierten Möbel selbst besonders spannende Aspekte, da man eine Vielzahl verschiedener Alterungserscheinungen von modernen transparenten Überzügen, die vermutlich Nitrocellulose enthalten, entdecken kann. Vor den Vereinsmitgliedern, die ihr ganzes Herzblut in dieses Museum investieren, habe ich großen Respekt. Ich hoffe sehr, dass dieses lokal verankerte und identitätsstiftende Vereinsmuseum für Wolfenbüttel bestehen bleibt und zukünftig z. B. durch Kooperationen mit etablierten Museen und Hochschulen erforscht und gefestigt werden kann.

Vortragsreihe

Vom 27.1. bis 24.2.2016 findet im UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn eine Votragreihe rund um neue Erkenntnisse aus Forschung und Baupraxis statt. Besonders der restauratorische Vortrag über die Maulbronner Madonna am 10.2. ist natlürlich zu empfehlen.

Da diese Veranstaltungen kostenlos sind, sollten Sie sie als Anlass für einen Tag in Maulbronn nehmen.

Buchtipp: Das Porzellanschloss der Sibylla Augusta von Baden-Baden

… beschreibt Ulrike Grimm in ihrem gleichnamigen Buch von 2010.  

Auf ca. 150 Seiten wird in kurzen Texten und zahlreichen künstlerischen Abbildungen etwas von dem Zauber von Schloss Favorite bei Rastatt transportiert.

Dieses nahezu unveränderte Schloss muss man einfach besucht haben, denn es lässt auch heute – nach über 300 Jahren! – noch den erlesenen Kunstgeschmack seiner Erbauerin spüren. Und dieses Buch transportiert diese besondere Magie sehr gut.

Durch die Beschreibungen und Bilder habe ich große Lust bekommen, einiges selbst nachzufertigen, wie Perlenstickerei oder Specksteinfiguren schnitzen. Am liebsten würde ich auch sofort auf einem Trödelmarkt nach vergleichbar schönen Objekten mit Geschichte suchen.

Dieses Buch eignet sich übrigens auch gut als Weihnachtsgeschenk.

Stadt in Licht und Schatten. Historische Blicke auf Hildesheim

So lautet der Titel der aktuellen Sonderausstellung im Stadtmuseum Hildesheim, die dort noch bis zum 4.10.2015 gezeigt wird.

LichtundSchattenIm Rahmen des 1200-jährigen Jubiläums von Bistum und Stadt Hildesheim hat das Stadtmuseum mit dieser Ausstellung das ambitionierte Ziel, die große Sonderausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum – welche das Mittelalter thematisiert – in die jüngere Geschichte (Ende 19. Jh. bis ca. 1970er) fortzusetzen.

Offensichtlich war diese Intention doch etwas zu ambitioniert, denn ich war ziemlich enttäuscht.

Eigentlich mag ich Fotoausstellungen, doch diese hat mich eher traurig gemacht und mich schon etwas beschämt, da sie wirkte, als sei sie unter Zeitmangel, Personalmangel und mangelnde Hingabe entstanden.

Es sind dort viele – wirklich viele! – Fotoabzüge, Glasplatten, Postkarten usw. zu sehen, die auch alle mit Zahlen versehen sind. Doch ich habe keinerlei Begleittexte gefunden, die mir mehr Infos gegeben hätten, wie Ort, Zeit, Material und Technik. So stand ich oft vor den Bildern und dachte: “Schön, aber wo genau könnte das nun in Hildesheim gewesen sein?” Nur weil ich da mal sechs Jahre gelebt habe, kenne ich leider nicht alle Ecken. Nach etwa sechs solcher Bilder, war ich so sehr frustriert, dass ich immer schneller durch die Ausstellung gelaufen bin.

Dieser Umstand hat mich dennoch nicht darüber hinweg getäuscht, dass einige Bilder mehrfach wiederholt wurden – an den Wänden als Abzüge, Glasplatten, in einem Ordner und einer Dia-Show. Warum, war mir leider nicht verständlich. Und leider konnte ich auch nicht über die pixeligen Abzüge hinwegsehen.

Entschuldigung, aber in einer Fotoausstellung müssen die Bilder schon eine gewisse Qualität aufweisen oder man kann sie nicht so groß oder eben gar nicht zeigen.

Und die Dia-Show in dem niedlichen, abgetrennten Mini-Kino ist gut gedacht, aber leider nicht gut umgesetzt, wenn manche “Dateiformate nicht angezeigt werden können”, manche Bilder zu klein sind und man die Beschriftung suchen muss (die dann leider manchmal auch noch Tippfehler enthielt) oder die Bilder in ihrer Abfolge irgendwie durcheinander geraten sind.

Es tut mir wirklich leid dies sagen zu müssen, aber diese Sonderausstellung ruft für mich ganz laut um Hilfe. Sie ruft nach mehr Personal, das die Zeit hat, eine Ausstellung ordentlich vorzubereiten und umzusetzen. Denn auch Macken an Bilderrahmen und Wänden fallen auf und lassen vermuten, dass alles schnell und “mal eben nebenbei” erfolgen musste.

Und das ist leider aktuell symptomatisch für die deutsche Museumslandschaft: Mit immer weniger Personal und Zeit versuchen wir, eine Sonderausstellung nach der anderen auf die Beine zu stellen – immer größer, immer sensationeller – um sinkende Besucherzahlen abzufangen. Leider leiden darunter neben dem Personal besonders auch die Kulturgüter und das alltägliche Geschäft. Da kommen Restauratoren halt kaum noch dazu, die eigenen Sammlungsbestände präventiv zu betreuen. Historiker haben kaum noch Zeit, die Sammlungsbestände zu erforschen und überhaupt erst einmal aufzuarbeiten.

Da möchte ich nun eine ganz provokante Frage in den Raum werfen:

Sollten wir in der momentanen wirtschaftlichen Lage dann nicht lieber einige Museen vorübergehend schließen und deren Personal in anderen bündeln, damit hier ein wissenschaftlich fundierter, konservatorisch schonender und öffentlichkeitswirksamer Umgang mit dem deutschen Kulturgut gewährleistet wird?