Welterbe Erzgebirge

Anfang dieses Monats wurde der Antrag zur Erhebung des Erzgebirges zum Welterbe bei der UNESCO eingereicht. Und nach meiner Erfahrung bei dem erfolgreichen Antrag des Fagus-Werkes in Alfeld, hat die “Montan- und Kulturlandschaft Erzgebirge” gute Chancen, in die Liste der Welterbestätten aufgenommen zu werden.
Seit 1168 in Freiberg die ersten Silberfunde gemacht wurden, ist im Erzgebirge eine eigene Kultur entstanden. Der Bergbau hat nicht nur die Landschaft geformt, Städte und Siedlungen geschaffen, sondern auch das Leben der Bevölkerung geprägt. Daraus habe sich verschiedene Bräuche entwickelt. Allem voran natürlich die vielfältigen Weihnachtstraditionen, aber auch das Klöppeln oder Reifentiere Drechseln. Auch Musik, Literatur und Juristerei sind vom Bergbau geprägt. Nicht nur auf deutscher, sondern auch auf tschechischer Seite der Ländergrenze haben sich auch Flora und Fauna dem Bergbau angepasst. Seit einiger Zeit wird in der Nähe meines Heimatdorfes wieder ganz intensiv nach Mineralien gegraben.
Durch diese grenzüberschreitenden, materiellen und besonders vielfältigen, immateriellen Zeugnisse werden ausgewählte Anlagen im Erzgebirge hoffentlich bis 2015 Welterbe. Schon seit 1998 steht das Erzgebirge auf der Warteliste der UNESCO. Der aktuelle Antrag wurde von zahlreichen verschiedenen deutschen und tschechischen Vereinen, Gruppen und Institutionen erarbeitet.
Der Welterbetitel würde dann über den zu erwartenden touristischen Anstieg hoffentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung in der Region führen – der dringend benötigt wird. Immer, wenn ich in meiner Heimat bin, macht es mich traurig, dass die Gegend kaum Perspektiven bietet. Auch das Image der Region würde sich dann sicher langfristig verbessern. Dafür müsste sich natürlich auch die Bevölkerung viel stärker den “Fremden” gegenüber öffnen.
Ich hoffe für das Erzgebirge sehr, dass der Antrag positiv entschieden wird.

Wolfenbüttel und Lüneburg

Zwei kulturell bedeutende Städte in Norddeutschland und touristisch wertvolle Ziele.

Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals am 9.9.2012 habe ich die Gunst der Stunde genutzt, um Wolfenbüttel und Lüneburg zu erkunden.

Begonnen habe ich in einem Teil von Wolfenbüttels “Eingeweiden” – den Kasematten im Seeliger-Park (Lindenberg).

Diese werden seit einiger Zeit ergraben und geben nur langsam all ihre Geheimnisse preis. Teile dieser Kasematten stammen noch aus der ersten Befestigung Wolfenbüttels.

Die darüber zum Ende des 19.Jh. errichtete Villa Seeliger ist ein sehr interessantes Gebäude. Die ortsansässige Bankiersfamilie Seeliger errichtete hier ihren Familiensitz. Zuletzt bewohnte Lonny Seeliger ganz allein diese Villa. Sie starb 2000 im stolzen Alter von 102! Durch sie blieb das Gebäude größtenteils unverändert im Stil des Historismus erhalten.

Nach umfangreichen Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen soll Mitte Oktober die Seeliger Villa offiziell der Landesmusikakademie Niedersachsen zur Nutzung von der Stadt Wolfenbüttel übergeben werden.

Man kann nun noch immer den Hauch des düsteren, schweren Historismus und die früheren Geschehnisse erahnen.

Besonders spannend war der Besuch im Hofbeamtenhaus (Kanzleistraße 4), das heute von den Wolfenbüttler Freimaurern als Logen- und Wohnhaus genutzt wird. Ausnahmsweise durften auch Frauen an diesem Tag den “Tempel” besichtigen. Hier haben Frauen sonst traditionell bedingt keinen Zutritt…

In Lüneburg wollte ich unbedingt das Brömsehaus besichtigen, da es mir wärmstens empfohlen wurde. Leider war es – wider der Informationen zum Tag des offenen Denkmals – geschlossen.

Stattdessen konnte ich unweit ein Privatwohnhaus besichtigen. Ein nettes Ehepaar hatte vor einiger Zeit das sanierungsbedürftige Stadthaus gekauft und mit Unterstützung saniert und auf moderne Standarts gesetzt. Aus Dank für die herzliche Aufnahme in Lüneburg haben sie dann ihre privaten Gemächer geöffnet und gern von der Bauphase berichtet. Viele Fotos machten diese Zeit für Außenstehende nachvollziehbar. Und das Ergebnis überzeugt: Sie haben modernen Komfort und Standarts mit dem Charme des alten so kombiniert, dass eine sehr angenehme und inspirierende Wohnatmosphäre entstanden ist.

Nach der Besichtigung des Heinrich Heine Hauses am Marktplatz habe ich den Tag des offenen Denkmals 2012 dann mit einem Blick über die Stadt Lüneburg vom Wasserturm aus ausklingen lassen.

Darüber hinaus sind Wolfenbüttel und Lüneburg zwei traditionsreiche und gut erhaltene kleine Städtchen, die einen Besuch lohnen. Hier wird deutlich, dass alte Gebäude die moderne Lebensqualität nicht schmälern müssen. Sie können sie sogar noch angenehmer machen, da man hier stets von einem angenehmen Hauch der Geschichte umweht ist.

Ausstellung: “Alt-Hildesheim wiederentdecken”

Noch bis zum 9.9.2012 läuft im Knochenhauer Amtshaus, direkt am Hildesheimer Marktplatz die Ausstellung “Alt-Hildesheim wiederentdecken”.

Heute habe auch ich es endlich einmal geschafft, diese Ausstellung zu besuchen und kann nur jedem raten, der noch kann: Schauen Sie sich diese Ausstellung an!

60 Aquarelle, drei Türklopfer, ein Buntglasfenster und Füllbretter erzählen auf einer Museums-Etage von der einstigen Schönheit Hildesheims von vor dem Zweiten Weltkrieg.

Die Aquarelle selbst sind von guter Qualität und sehr detailverliebt. Und das, was sie darstellen ist auch unglaublich spannend und detailliert.

Ich kannte schon den Ruf des früheren Hildesheims als schönste Fachwerkstatt Norddeutschlands – nun weiß ich auch warum.

Da schmerzt es wirklich sehr, wenn man sieht, was der Zweite Weltkrieg angerichtet hat…

Ein liebevoll zusammengestelltes Heftchen gibt verschiedentlich nähere Infos zu den dargestellten Gebäuden sowie zum Maler, dem Architekten Friedrich Richard Heyer (1862-1945).

Nur einen Kritikpunkt habe ich: Man hätte auf einem Stadtplan einzeichnen sollen, welche Orte genau dargestellt sind. Denn auch wenn ich nun fünf Jahre in Hildesheim lebe, kenne ich nicht jede Straße. Das geht anderen vielleicht auch so…

Aber alles in Allem eine schöne Ausstellung, die Sie sich noch anschauen sollten.

Tag des offenen Denkmals 2012

Am 9.9.2012 ist es wieder soweit. Dann werden viele sonst unzugängliche Denkmäler für einen Einblick der breiten Öffentlichkeit geöffnet. Diesmal ist mit dem Thema “Holz” ein überaus vielfältiges Angebot vorprogrammiert – meint man.

Ich bin ein bisschen überrascht, dass es in Hildesheim nicht so viel zu besichtigen gibt. Ich hätte erwartet, dass man die Rekontruktionen um Marktplatz und den “Zuckerhut” thematisiert. Ich hätte auch gedacht, dass viel mehr im einzigen noch historischen Teil der Stadt um den Kehrwieder-Turm los sein sollte. Hier kann man noch die ehemalige Fachwerkpracht Hildesheims bestaunen, die die Stadt vor dem Zweiten Weltkrieg so berühmt gemacht hatte. Aber auch ohne Tag des offenen Denkmals ist dieser Bereich der Stadt prima geeignet für einen wunderbaren Spaziergang mit anschließendem Kaffeetrinken und Kuchenessen im Kafenion (Wollenweberstraße 37, 31134 Hildesheim) – einem schnuckeligen Café, das eine ältere Dame allein betreibt – mit unglaublich leckeren selbst gebackenen Kuchen!

Das sanierte Logenhaus der Freimaurer (Keßlerstraße 57, 31134 Hildesheim) öffnet bereits am 1.9.2012 ab 12Uhr seine Pforten für Neugierige – mit interessantem Rahmenprogramm.

Ansonsten werde ich mich dieses Jahr wohl wieder am Tag des offenen Denkmals Richtung Harz orientieren. Hier wird viel mehr geboten. Allein Quedlinburg ist die Reise wert!

Stellen Sie sich bald ihr eigenes Programm zusammen – auf der Homepage zum Tag des offenen Denkmals!

ASTrein – AUTOMATEN aus HOLZ

Am Donnerstag, 19.4.2012 wurde die neue Sonderausstellung im Deutschen Automatenmuseum in Espelkamp eröffnet. Diese Ausstellung steht im Zeichen des diesjährigen Themas der Museumsinitiative OWL e.V.: Astrein! Holz.

Die Eröffnung war ein sehr gelungener Abend: Die Reden, die von Armin Gauselmann (Sammlungsverantwortlicher der Gauselmann AG), Heinrich Vieker (Espelkamper Bürgermeister), Ralf Buchholz (Dipl.-Rest., HAWK Hildesheim) und Monika Unterkötter (Museumsleiterin) gehalten wurden, stellten eine gelungene Mischung aus Firmengeschichte, Museumsinitiative, lokaler sowie kulturhistorischer und konservatorischer Bedeutung dieses Museums dar. Alle Beteiligten waren sichtlich mit Herzblut und Spaß bei der Sache und haben einen interessanten Abend gestaltet. Mit unter 100 Gästen waren die Räumlichkeiten angenehm gefüllt.

Bemerkenswert finde ich, dass neben dem Museumsteam viele Firmenangestellte dieser Eröffnung beiwohnten. Auch Paul Gauselmann, der Firmengründer war anwesend. Die Firma Gauselmann ist trotz ihrer Größe doch noch ein Familienunternehmen und jeder Angestellte wird wertgeschätzt. Das ist in der Wirtschaft heute nicht mehr üblich! Dazu kommt noch, dass sich über etliche Jahre diese Firma eine große private Sammlung historischer Münzautomaten zusammengetragen hat. Nach meinen Recherchen ist dies die größte und umfassendste Sammlung solcher Objekte in ganz Deutschland. Sie haben rund 1800 Automaten aus Deutschland, England, Frankreich, den USA und vereinzelt aus weiteren Ländern. Dabei haben sie Warenautomaten, Dienstleister und Unterhaltungsgeräte, wie Sportspiele, Musikautomaten und Geldspielgeräte u.v.m.

Und aus diesem großen Fundus werden nun noch bis 20.7.2012 siebzig Geräte aus vier Ländern von ca. 1880 bis 1945 gezeigt. Der Fokus liegt dabei auf den Holzgehäusen, doch auch die Mechaniken sind natürlich unglaublich faszinierend. Die Ausstellung ist wirklich sehr gelungen. Und das Besondere daran ist, dass zum einen der Eintritt frei ist und man stets geführt wird. Dabei werden einem viele wichtige und interessante Informationen vermitteln, die Geräte sogar teilweise vorgeführt und man kann auch aktiv Fragen stellen. So ist wirklich ein besonderer, stets individueller Besuch möglich.

Leider liegt Espelkamp nicht im Nabel der Welt…

Doch dafür entlohnt das Museum.

Also melden Sie sich an und schauen Sie vorbei. Die Reise lohnt sich!

Reisebericht Florenz, Italien

Eine Woche lang haben wir uns im Rahmen einer Kunstgeschichts-Exkursion Florenz (und Siena) in Italien unter dem Thema der “italienischen Frührenaissance” angeschaut und dabei bekannte und bedeutende Meisterwerke der Kunst und Architektur besichtigt und diskutiert.

Altstadt von Florenz, Blick vom Piazzale Michelangelo

In Florenz haben wir einige Kirchen besichtigt:

– Santa Maria Novella

– San Lorenzo mit der Capelle Medicee (von Michelangelo)

– Santo Spirito

– Santa Felicita

– Kloster il Carmine mit der Capella Brancacci

– Dom Santa Maria del Fiore und das davor gelagerte Baptisterium

– Orsanmichele

– Santa Croce

Dazu haben wir noch Profanbauten besichtigt:

– Palazzo Strozzi

– Museo Palazzo Davanzati

– Palazzo Medici Riccardi

– Galleria dell’Accademia mit Skulpturen von Michelangelo, wie den David

Und dazu konnten wir noch die Restaurierungswerkstätten der Fortezza da Basso und des Opificio delle Pietre Dure besichtigen sowie die mitlerweile fast komplett abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten der Fresken in der Chorkapelle Santa Croce.

Zusätzlich habe ich mir dann noch auf eigene Faust die Uffizien und den Palazzo Pitti angeschaut.

Mit diesem reichhaltigen Programm haben wir noch lange nicht alles von der florentiner Altstadt gesehen!

Kultruell ist diese Stadt wirklich sehr reich, teilweise schon erschlagend.

Nachteilig empfand ich, dass man fast überall (auch Kirchen) Eintritt zahlen muss – und das nicht zu knapp!

In den Museen kann man, wenn man europäischer Student einer Kunsthochschule ist aber teilweise kostenlos eintreten, so z.B. bei den Uffizien. Man muss nur mit seinem Studentenausweis darauf hinweisen!

Allerdings ist in den meisten Museen und Kirchen das Fotografieren absolut verboten – noch nicht einmal ohne Blitz darf man Bilder machen. Falls man das doch tut, wird man sofort “sehr deutlich” darauf hingewiesen, dass das verboten ist!

 

Mir ist in dieser Woche das Bild einer klaren Hierarchie der Wertschätzung von historischem Kunst- und Kulturgut in Florenz entstanden: Fresken und architektonische Bauplastik sind sehr hoch geschätzt. Ihre Konservierung wird gern finanziert. Danach folgen Steinplastiken und Gemälde. Historische Möbel scheinen in der Wertschätzung ganz unten zu rangieren.

Stuhl auf Landzunge unter einer Brücke über den Arno, Florenz

Besonders im Palazzo Pitti ist mir aufgefallen, dass sich Besucher auf einige der historischen Stühle setzen dürfen.

Auch in der präventiven Konservierung erscheinen mir die Florentiner sehr inkonsequent:

Historische Wandbespannungen werden erst dann mit Plexiglas geschützt, wenn sie schon deutlich abgegriffen sind (im Palazzo Pitti aufgefallen). Und mit Staubwischen haben sie es auch nicht; besonders in den Uffizien waren einige Skulpturen, Stuckaturen und Bilderrahmen mit dicken, sehr auffälligen Staubschichten überzogen.

Fehlt da das Geld oder ist das Bewusstsein für Sammlungspflege noch nicht so ausgeprägt?

 

Die Altstadt an sich hat ein definitives Verkehrsproblem!

Durch die engen Gassen rasen Motorroller, Autos und sogar LKW! Die Bürgersteige sind mikroskopisch schmal bis gar nicht vorhanden, so dass man wirklich sehr aufpassen muss. Und man darf sich nicht auf grüne Ampeln verlassen…

Hier gilt besonders: Augen auf im Straßenverkehr!

Dennoch bietet die gesamte Altstadt wirklich viele Fotomotive, ist also auch für künstlerische Fotografie sehr geeignet.

Eine erhebliche Gefahr des Diebstahls kann ich jetzt nicht bestätigen. Aber man sollte schon gut auf seine Taschen und Kameras aufpassen.

 

Wir als Studenten haben in Ferienwohnungen gewohnt und haben uns selbst verpflegt.

Unsere Unterkünfte waren durchweg schön.

Die, in der ich war (Lungarno Amerigo Vespucci), kann ich wirklich sehr empfehlen! Sie ist stilvoll eingerichtet und sehr gemütlich. Die Vermieterin ist überaus nett, zuvorkommend und kann Englisch. Und sie bedankt sich für jegliches Kompliment, dass man ihr macht, selbst wenn man nur betont, dass die Heizung einfach zu bedienen ist.

In dieser Wohnung waren wir zu viert, das war ok. Für Paare ist es, glaube ich, viel besser geeignet.

Aber so war es natürlich preiswerter.

Unterkunft, Verpflegung und Eintrittsgelder beliefen sich bei mir auf ca. 200€.

Auch wenn einige Lebensmittel in Italien teurer sind, als in Deutschland, sind die öffentlichen Verkehrsmittel (besonders Zug) unglaublich günstig! Allerdings muss man hierbei immer mit unvorhergesehenen Ereignissen und Unpünktlichkeit rechnen und sollte deshalb genug Zeitpuffer einplanen.

 

Alles in Allem war es die Reise aber wert und ich würde auch gern wieder nach Florenz zurückkehren oder ins übrige Italien reisen. Es ist wirklich sehr lohnenswert! Und Sprachkenntnisse sind natürlich überaus vorteilhaft.

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