Buchtipp: Friedrich Gottlob Hoffmann

Passend zur Sonderausstellung über diesen Tischler, die noch bis zum 12.4.2015 im Grassi Museum in Leipzig läuft, wurde dieses Buch publiziert. Es bietet für den aktuellen Wissensstand einen sehr umfassenden Eindruck seines Schaffens.

BuchNach einleitenden Worten über die Hintergründe dieser Publikation und der Ausstellung wird kurz der Zeitgeist um 1790 in Leipzig umrissen. Anschließend wird die “Rostische Kunsthandlung und Kunstmanufactur” in Leipzig vorgestellt, die für Hoffmanns Vertriebswege bedeutend war. Die tabelarisch aufbereitete Biografie Hoffmanns ist ebenso verständlich und praktisch gehalten wie der Katalogteil, der in 100 Nummern zugewiesene Objekte sowie Kopien, Umkreis und Nachfolge Hoffmanns verdeutlicht.

Besonders spannend fand ich das Kapitel über die verwendeten Materialien und Techniken sowie die abschließende Würdigung der damals innovativen Vertriebswege Hoffmanns. Stets wird Bezug zu Roentgen genommen und Preisvergleiche zum Verständnis der damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse gegeben.

Auf CD liegen sogar noch die beiden digitalisierten Kataloge Hoffmanns von 1789 und 1795 bei. Zum Öffnen benötigt man einen Flashplayer.

Bildschirmfoto 2015-01-27 um 17.53.47Die hoch auflösenden Scans sind sehr ansprechend und realistisch mit Umblättern und Geräuschen animiert. Das erfordert allerdings eine hohe Rechenleistung und kann die Nutzung etwas stocken lassen.

Die selbst im Vollbild etwas kleine Ansicht des aufgeschlagenen Katalogs kann man durch einen Button unten rechts noch vergrößern. Leider kann man die Seiten nicht drehen. So kann man im zweiten Katalog viele Abbildungen im Querformat nicht ordentlich betrachten. Dafür kann man aus dem Programm heraus drucken! Scheinbar kann man sogar einzelne Textpassagen mit einem Tool auswählen und heraus kopieren. Das hat bei mir allerdings nicht funktioniert.

Insgesamt ist die Publikation sehr gut lesbar geschrieben, die damalige Zeit wird sehr anschaulich vermittelt. Dazu ist der Text reich, aussagekräftig und überwiegend qualitätvoll bebildert. Auch das Lektorat hat gute Arbeit geleistet, weil ich bisher nur einen Tippfehler und einen falschen Seitenverweis entdeckt habe. Besonders praktisch ist das eingebundene Leseband. Die digitale Beigabe der Hoffmannschen Warenkataloge rundet die Publikation ab und führt vielleicht dazu, dass weitere seiner Möbel gefunden und ihm zugeschrieben werden können. Allerdings können Scans und selbst deren Ausdrucke nicht die originalen Kataloge ersetzen.

Buchtipp: Barockschloss Mannheim

_DSC0157Dieses Buch habe ich vor einiger Zeit für noch nicht einmal 6 € in einem Mannheimer Buchladen ergattert und habe es sehr gern gelesen.

Es wurde 2007 von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg anlässlich der Wiedereröffnung des Schlossmuseums herausgegeben und behandelt wirklich sehr umfassend die wechselhafte fast 300jährige Geschichte dieses Gebäudes. Angefangen bei den Vorgängerresidenzen und den Erfordernissen zur Grundsteinlegung eines neuen Schlosses in Mannheim durch Herzog Carl III. Philipp von der Pfalz 1720, über die nahezu komplette Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, geht der Ritt durch die Jahrhunderte bis hin zum Wiederaufbau und der jüngsten Einrichtung des Museums.

Auf 262 Seiten mit vielen anschaulichen Bildern und angehängten Stammtafeln, Grundrissen sowie Raumkonkordanzen (47 Seiten) erfährt man, wie lang sich der Bau dieses riesigen Komplexes hinzog, sich weithin bedeutende Sammlungen am kurpfälzischen Hof und in badischer Zeit etablierten, und mit dem Umzug Carl Theodors 1778 nach München wieder zerfielen. Die Blütezeit dieser Residenz war also bereits nach weniger als 60 Jahren vorbei. Im frühen 19. Jh. diente Mannheim als Zweigresidenz und erfuhr fortan eine ständige Umnutzung hin zu einem “Bürgerschloss”, da hier Ämter und Behörden beheimatet waren.

Der Leser erfährt etwas über die früheren Hofbewohner, wie Stephanie de Beauharnais Großherzogin von Baden (Adoptivtochter von Napoleon) und den zahlreichen Kavalieren und Hofdamen. Leider ist mir die komplexe Höfische Welt von damals so fremd, dass auch dieser Exkurs nicht zu meiner Erhellung diesbezüglich beitragen konnte.

Mit dem Ende der Monarchie 1918/19 wurde das Inventar aufgelöst und gelangte erst 2007 teilweise wieder in das Museum zurück.

Als Restauratorin hat mich natürlich ganz besonders ein kurzer Beitrag über die Freilegung zweier Konsoltische interessiert. Unter einer groben dunkelbraunen Überfassung kam noch eine recht gut erhaltene Weißfassung mit Vergoldung zutage. Erst nach dieser Entdeckung konnten gefundene Fragmente richtig zugeordnet werden.

Die umfangreichen Raumkonkordanzen fassen Raumnutzungen und deren Ausstattung zusammen. Arbeitet man mit diesen Listen kann man erahnen, wie sich im Laufe der Geschichte die innere Optik dieses Komplexes verändert hat.

Besonders wenn man das Mannheimer Schloss kennt, regt diese Lektüre die Phantasie an und die Geschichte erwacht vor dem inneren Auge zum Leben. Die drastisch bebilderten Kriegsschäden und moderne städtebauliche Überlegungen schmerzen ein bisschen, doch lassen das Überkommene umso wertvoller erscheinen.