Auftakt Hornemann Kolleg

Am Montag abend, 15.10.2012, fand zum ersten Mal ein Vortrag im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe des Hornemann Kollegs in der Alten Bibliothek am Brühl 20 in Hildesheim statt.

Wie der Name bereits erahnen lässt, wird diese Vortragsreihe vom Hornemann Institut der HAWK Hildesheim ausgerichtet. Sinn und Zweck dieser Veranstaltung soll es zunächst sein, dem Informations- und Erfahrungsaustausch von regionalen Restauratoren, Studierenden und allen an Kulturguterhaltung interessierten Personen eine Plattform zu bieten.

Und bereits in der ersten Veranstaltung zur Restaurierung des hildesheimer Godehardschreins ist dies hervorragend gelungen.

Zunächst berichteten Prof. Dr. Michael Brandt (Museumsdirektor), Dr. Dorothee Kemper und Uwe Schuchart (u.a. Goldschmied) vom Dom-Museum Hildesheim gemeinsam über die Herstellung und die rund 800jährige Geschichte des Schreins sowie das gesamte aktuelle Restaurierungsprojekt.

Dieser Schrein ist bereits durch seine kostbaren Materialien (vergoldetes Silber, feinste Seide, Edelsteine, Gemmen), in höchster Handwerkskunst bearbeitet (z.B. Figuren aus einem Blech frei getrieben), zu seiner Entstehung (2. Viertel 12.J.) sehr wertvoll gewesen. Kurz nach der Heiligsprechung Godehards wurde ein Großteil seiner Körperreliquien über Europa in neu gegründete Godehard-Kirchen verteilt. Folglich verblieben nur wenige Stücke im hildesheimer Schrein. 1537 wurden einige Steine und vermutlich auch Goldbeschläge gestohlen. Verschiedene, tw. stark verändernde “Restaurierungen” und Öffnungen folgten ab 1769, bis 2010 im Zuge der Domsanierung auch das gesamte Inventar auf seinen Zustand begutachtet wurde. Dabei fiel starke Korrosion auf, die eine erneute Öffnung erforderte.

Im Folgenden wurde eine internationale Expertenkommision zusammengestellt, um die nach aktuellem Wissensstand schonendste und nachhaltigste Konservierung und Restaurierung dieses wertvollen Objekts zu gewährleisten.

So wurde beispielsweise der Kellerschwamm-befallene Holzkorpus zur Reinigung und Festigung nach Düsseldorf an eine Werkstatt mit Erfahrung im Umgang mit solchen Objekten gegeben. Die textilen Fragmente werden in der Abegg-Stiftung in der Schweiz bearbeitet, Gemmen von Experten aus Hannover und Berlin untersucht. Die metallenen Beschläge verblieben in Hildesheim bei Herrn Schuchart, der sie mit viel Akribie untersuchte, dokumentierte und reinigte (Abschluss der Reinigung Ende Januar 2013).

Insgesamt soll die Bearbeitung vorraussichtlich Ende Juni 2013 abgeschlossen sein. Dann soll der Godehardschrein (mit Unterstützung des Grünen Gewölbes in Dresden) in einer vollklimatisierten Vitrine in der Domkrypta wieder zu bewundern sein. Der Schrein soll dann ausschließlich museal genutzt werden und nicht mehr auf Prozessionen getragen werden. Bis dahin muss sich die Kommision noch einig werden, ob beispielsweise die reduzierende Bearbeitung von 1970 rückgängig gemacht werden soll.

Ich hoffe dann auf eine Publikation zu allen Untersuchungsergebnissen, Quellenrecherchen und den Restaurierungsarbeiten. Denn viele Fragen, die auch in der Vortrags-anschließenden Diskussion aufkamen, können bisher noch nicht beantwortet werden. So erhofft man sich weitere Aussagen zum Aussehen und der Herstellungstechnik der verlorenen Textilbespannung der Schreinunterseite. Bisher ist auch noch nicht ganz klar, ob der Schrein in einer hildesheimer Werkstatt gefertigt wurde.

Der Abend klang dann mit ungezwungenen, individuellen Gesprächen bei regionalem Speiß und Trank aus. Hier konnten in lockerer Atmosphäre ganz interessante Unterhaltungen geführt und neue Kontakte geknüpft werden.

Ich freue mich schon auf die nächste Veranstaltung am 12.11.2012, wenn Herr Dr. Winghart (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege) vom Gesseler Goldfund (bei Syke) berichtet.