Holzsichtige Fassung?

Immer wieder stolpere ich beim Lesen einschlägiger Texte über den Terminus “holzsichtige Fassung” und frage mich, was genau damit gemeint sein könnte.

Eine Holzmalerei kann schonmal nicht gemeint sein, da diese “Maserierung” genannt wird.

Schließen sich beide Einzelbegriffe nicht gegenseitig aus? Holzsichtig und Fassung?

Eine Fassung ist doch eine deckende, oft mehrlagige Oberflächenbeschichtung. Grob zusammengefasst, gehören dazu Grundierung, Malschicht und Überzug. Statt Malschicht oder in diese integriert kann dann auch eine Blattmetallauflage vorliegen.

Für “Holzsichtigkeit” ist in dieser Beschichtung doch gar kein Platz mehr.

Diese meint, dass Holz als Untergrund trotz Beschichtung sichtbar ist. Zumeist trägt das Holz eine Beize, eine farbige Lasur und/oder einen transparenten Überzug. Kann das als Fassung gelten?

Beizen liegen nicht ausschließlich auf der Holzoberfläche, sie dringen auch in die obersten Bereiche des Holzes ein. Wie eine Leimlösche unter der Grundierung einer Malschicht.

Eine Lasur sowie ein transparenter Überzug bzw. Lack sind ebenfalls Bestandteil einer Fassung; können sie dann einzeln auch eine Fassung bilden?  Wie viele Schichten machen eine Fassung aus? Und was ist mit der Transluzenz?

Korrekt müsste es also “holzsichtige Beschichtung” oder besser noch “holzsichtige Oberflächenveredlung” heißen.

Sonst können wir irgendwann gar nicht mehr erklären, warum Möbelrestauratoren keine “Restauratoren für gefasste Holzobjekte” sind.

Kuba-Museum Wolfenbüttel

Vor kurzem habe ich endlich dem Kuba-Museum in Wolfenbüttel einen Besuch abstatten können.

Dieses kleine Museum hat nur an einem Samstag im Monat geöffnet, da es von einem Verein geführt wird. Besonders daran ist – neben dem kostenfreien Eintritt -, dass die Geschichte von Tonmöbeln im ehemaligen Firmengebäude der bekannten Wolfenbüttler Nachkriegsfirma Kuba vermittelt wird. Dabei werden überwiegend Möbel dieser Firma gezeigt, welche durch zahlreiche Volksempfänger und etliche Grammophone in einen geschichtlichen Kontext gesetzt werden.

Für Technikbegeisterte bieten die auskundsfreudigen Vereinsmitglieder gern Rede und Antwort. Für Restauratoren bieten die lackierten Möbel selbst besonders spannende Aspekte, da man eine Vielzahl verschiedener Alterungserscheinungen von modernen transparenten Überzügen, die vermutlich Nitrocellulose enthalten, entdecken kann. Vor den Vereinsmitgliedern, die ihr ganzes Herzblut in dieses Museum investieren, habe ich großen Respekt. Ich hoffe sehr, dass dieses lokal verankerte und identitätsstiftende Vereinsmuseum für Wolfenbüttel bestehen bleibt und zukünftig z. B. durch Kooperationen mit etablierten Museen und Hochschulen erforscht und gefestigt werden kann.

Möbeloberflächen

Seit einiger Zeit achtet die Fachöffentlichkeit verstärkt auf die Erhaltung historischer Möbeloberflächen. Wir Restauratoren arbeiten schon längst alte Lacke nicht mehr einfach ab, um dann einen neuen aufzutragen. Wir versuchen die historischen Überzüge durch Festigung zu erhalten.

Dafür ist allerdings doch ein umfangreiches Wissen von historischen Überzugsmaterialien und -techniken nötig. Aus der Zeit vor dem Barock wissen wir noch nicht viel – eben weil die meisten Oberflächen durch spätere Renovierungen unwiederbringlich verloren sind. Man geht davon aus, dass die Möbel gewachst und/oder geölt waren.

Barocke LackeDie Kenntnis, dass im Barock die meisten transparenten Überzüge Sandarak (Harz) enthielten, verdanken wir systematischen Untersuchungen und deren Publikation durch Walch und Koller: Lacke des Barock und Rokoko. Lacke wurden durch Aufstreichen und Schleifen/Polieren aufgebaut und erlangten hohe Qualität. Die Fülle der Rezepturen lässt die Vermutung zu, dass jede Möbelwerkstatt ihre eigenen Rezepte hatte.

Obwohl Schellack bereist im 17. Jh. als Zusatzstoff für Lacke bekannt war, erlangte es seine Blüte als Lackhauptbestandteil lediglich in der 2. Hälfte des 19. Jh. Es entstand die berühmte Ballenpolitur. Bereits um 1900 bevorzugte man bereits wieder matte Möbeloberflächen, die man durch das Aufbringen von Wachs bzw. Wachs-Harz-Mischungen oder trocknenden Ölen erreichte.

Erst in den 1920er Jahren kamen Nitrocellulose-Lacke (CN-Lacke) in Mode und später allerlei weitere Kunststoffbeschichtungen, die im Spritzverfahren aufgetragen werden.

Das Thema der Oberflächenbehandlung von Möbeln ist sehr vielschichtig, aber auch schwierig zu erfassen, was die vielen Untersuchungsansätze zeigen. Auch Beizen und Farben wurden zur Oberflächengestaltung eingesetzt. Verschiedentlich wurden auch Lacke eingefärbt …