Ein Stück Alltag

Vom 9. bis 11. Mai fand nun also die VDR-Tagung “Ein Stück Alltag – Möbel und andere Dinge der Alltagskultur aus Holz in der Konservierung und Restaurierung” im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg statt. Und ich habe die drei Tage wirklich sehr genossen.

Jessica Midding und ich während unseres Vortrags (Foto: Christian Huber)

Zum 40-jährigen Jubiläum der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte sollten mit dieser Tagung auch einmal die Themen und Objekte des früheren und aktuellen Alltags gewürdigt werden. So ging es in 25 Vorträgen u. a. um ländliches Mobiliar, Schreibtische, Rollstühle, Flugzeugtanks und Hausapotheken sowie um den aktuellen Berufsalltag, der aus Schimmel- und Insektenbekämpfung in Depots, Neupräsentationen von Konvoluten und zahlreichen verschiedenen Forschungsprojekten besteht. Es war ein wirklich sehr buntes, facettenreiches Programm mit internationalen Gästen.

Persönlich sehr genossen, habe ich neben den Fachvorträgen natürlich auch die Gespräche mit ehemaligen Kollegen und Kolleginnen und dem Knüpfen neuer Kontakte bei einer Rundumversorgung mit Speis und Trank. Im Nu waren da die drei Tage um.

Natürlich war ich auch sehr aufgeregt, da ich mit einer lieben Kollegin, Jessica Midding, vom Deutschen Automatenmuseum in Espelkamp einen Vortrag zur Welt der Münzautomaten gehalten habe. Über den großen Zuspruch und die Danksagungen hinterher waren wir beide ziemlich überrascht, doch hoch erfreut.

Auch die Stadt Nürnberg präsentierte sich mit einem riesigen Nachtflohmarkt im Zentrum von seiner besten Seite. Und das Germanische Nationalmuseum wartete auch mit zahlreichen interessanten Ausstellungskomplexen und einer schier atemberaubenden Exponatanzahl auf.

(Foto: Christian Huber)

Es war für mich von dem Moment, als ich den Call for Paper las und auf die Idee des Vortrags kam, über die gesamte Vorbereitungszeit und die Tagung selbst, bis zur Rückfahrt eine sehr schöne Zeit, da ich wieder in meinem ursprünglichen Metier unterwegs sein konnte. Ein Restaurator bleibt halt im Herzen immer ein Restaurator.

Tagungsbericht

Vom Freitag, 6.11. bis Sonntag, 8.11.2015 richtete die VDR-Möbelgruppe in Würzburg die Tagung “transparente Oberflächen auf Holz” aus, an der rund 250 Fachleute aus Deutschland und dem umliegenden Ausland teilnahmen.  

In insgesamt 24 Vorträgen und abschließender Podiumsdiskussion, sechs Führungen sowie fünf Postern wurden Untersuchungsmethoden, -möglichkeiten, -ergebnisse, die jüngere Restaurierungsgeschichte und deren Auswirkung auf den heutigen Zustand von Möbeln thematisiert. Trotz eines ausgefallenen Vortrags und einer entfallenen Führung wurden in vielen Praxisbeispielen besondere Erhaltungsproblematiken von modernen Kunstharzlacken vermittelt.

Bei jedem Möbel müssen wir sorgfältig abwägen, ob ein Lack erhalten werden kann oder besser abgenommen werden sollte. Dabei sind besonders die transparenten Lacke des 20. Jh. noch nicht umfassend erforscht. Gerade die vielfach anzutreffenden Nitrocellulose-Lacke verstehen wir noch nicht richtig. Da ältere Lackoberflächen heute meist komplett verloren sind, haben wir auch keine Kenntnisse über das Alterungsverhalten natürlicher Überzugsmaterialien. Die bisherige Berufserfahrung hat aber schon deutlich gemacht, dass Lichtschutz, Klimastabilität, Vermeidung von Schadstoffen, Monitoring und ganz besonders die Dokumentation von Eingriffen und Materialien – wie in unserem Beruf allgemein – für den Erhalt eines fast unsichtbaren Objektbestandteils sehr wichtig sind.
Für eine so sorgfältige Arbeitsweise fehlt uns Restauratoren leider vermehrt die nötige Zeit. Denn die meisten Institutionen leiden unter chronischem Personalmangel. Somit ist auf unabsehbare Zeit auch nicht an die eigentlich so bedeutende Öffentlichkeitsarbeit, Vermittlung unseres Berufes zu denken.

Diese Tagung hat meiner Meinng nach aber einen guten Impuls für unsere zukünftige Arbeit gelegt. So möchte die TH Köln restauratorische Erfahrungswerte rund um CN-Lacke sammeln und auswerten, um langfristig der Fachwelt eine Handreichung darbieten zu können.

Persönlich war es natürlich sehr schön, so viele lieb gewonnene ehemalige Kollegen wieder zu sehen, neue Kontakte zu knüpfen und neue Anregungen für meine eigene Arbeit zu sammeln.

Nun warte ich gespannt auf die verspochene Publikation.