“kaputt und … zugenäht” – Restauratorenschreck?

Seit Kurzem regt das neue ZDF-Sendeformat “kaputt und … zugenäht” die Restauratorenwelt auf. Selbst der VDR schrieb bereits einen Brief an den Intendanten des ZDF dazu.

Nun habe ich mir einmal alle in der ZDF-Mediathek vorhandenen fünf Folgen dieser Sendung angeguckt und sehe das Format etwas differenzierter.

Die vermutliche Grundidee, Wertschätzung alter Gegenstände und deren “Reperaturmöglichkeiten” zu vermitteln, finde ich gut. Das richtet sich gegen den aktuellen Jugend-/Neuheitswahn und die Wegwerfmentalität. Und dass endlich einmal eine ordentliche Restauratorin in der Öffentlichkeit auftritt, find ich super! Grundsätzlich vermittelt sie sogar in der Sendung ethische Grundsätze sowie Möglichkeiten und Grenzen der Restaurierung. Gleich in der ersten Folge hat sie den “Allrounder” eingenordet, dass man bei Lack- und Furnierschäden nicht gleich alles abschleifen muss.

Gut, den weißen Sessel hätte sie nicht vergolden und mit rotem Samt beziehen sollen – das war keine Glanzleistung. Und der “Allrounder” hätte die Personenwaage nicht komplett neu lackieren müssen. Die Arbeit des Puppendoktors und des Uhrmachers kann ich aber nicht beurteilen.

Katastrophal ist allerdings die Moderation! Diese Stimme aus dem Off spricht immerzu von “Aufarbeitung”, “in neuem Glanz erstrahlen”, manchmal auch “von altem Glanz”, alles wird wieder “ansehnlich” und “schön”. Die emotionale Bindung mancher Gäste zu ihren Objekten wird einerseits meiner Meinung nach übertrieben gefühlsduselig ausgeschlachtet. Andererseits wird das Geld zu sehr betont. Es beginnt mit der Bewertung der Objekte im desolaten und im “idealen” Zustand. Dann wird natürlch ein Preis für die “Aufarbeitung” ausgehandelt – ja, da geht es wirklich wie auf einem Basar zu und oft wird die Arbeit völlig unter Wert angeboten. Die Stimme aus dem Off betont dann oft, dass sich eine Bearbeitung ja gar nicht lohnt, weil Reparaturkosten die vermeindliche Wertsteigerung übertreffen. Und zum Schluss wandern tatsächlich Geldscheine über den Tresen. Dabei frage ich mich stets, wie die vier “Experten” das dem Finanzamt erklären oder ob sie das Geld gar nicht behalten dürfen?

Völlig unbeachtet bleibt der zeitliche Arbeitsaufwand. Niemals wird erwähnt, wie lang nun wirklich an einem Objekt gearbeitet wurde. Es gab ein handliches Gemälde mit Rahmen, das komplett freigelegt, wohl retuschiert und neu gefirnisst wurde – “bestimmt fünf Stunden” soll das gedauert haben – für 100 €. Und die Kamera hält gnadenlos drauf, wenn der Eigentümer um Fassung ringt …

Es ist aber grundlegend gut, dass scheinbar noch viele interessante alte Gegenstände wertgeschätzt werden und ich recht gutem Zustand erhalten sind. Viele Laien freuen sich, wenn die Alterspatina erhalten bleibt oder fordern es sogar. Die vermittelnde Moderation sollte aber im Sinne des restauratorischen Berufsstands verbessert werden.