Die Entstehung des Selbstchecks

Zunächst war die Idee

Vor einigen Monaten hatte ich die Idee, für kleine, private Sammlungen und solche, ohne restauratorische Betreuung eine einfache Möglichkeit zu schaffen, den Verantwortlichen die Präventive Konservierung näherzubringen. Denn wie oft werden kulturhistorisch wichtige Objekte durch unsachgemäße Lagerung oder laienhafte Maßnahmen beschädigt?

Ich glaube, dass Menschen, die etwas sammeln, ein Interesse daran haben, ihre Sammlung zu erhalten. Sie wollen sicher lieber vorbeugend etwas Zeit und Geld investieren, als im Schadensfall kostspielige und vielleicht radikale Eingriffe vornehmen zu müssen. Wenn sie dann auch noch Neues erlernen und dadurch in die Geheimnisse eines exotischen Berufs eingeweiht werden, macht sie das noch zufriedener. Damit wird die Restaurierung langfristig aus ihrem Schattendasein gerückt.

Also wollte ich ein leicht verständliches und besonders praktisches Informationsangebot schaffen. Und schnell wurde diese Idee immer konkreter und vor meinem inneren Auge entstand der digitale Selbstcheck: ein einfacher Fragebogen zu allen wichtigen Themenkomplexen für eine gute Aufbewahrung mit einem “handfesten” Ergebnis.

Von analog zu digital

Mit Zettel und Stift habe ich angefangen, den Fragenkatalog und die Antwortmöglichkeiten auszuarbeiten. Das fiel mir recht leicht, da ich auf genügend Fachwissen und Praxiserfahrung zurückgreifen konnte.

Von Anfang an war mein Anspruch, alles für die Nutzer recht einfach zu halten: von der Fragenformulierung über die Gestaltung der Antwortmöglichkeiten, die Ergebnisauswertung hin zum gesamten Bestell- und Nutzungsprozess. Die Bereitstellung im Internet bietet maximale räumliche und zeitliche Flexibilität bei der Nutzung sowie eine gewisse Anonymität.

Anhand konkreter Funktionswünsche habe ich einige Software und Onlineplattformen getestet und bin dann bei Moodle hängengeblieben.

Mit der Erstellung des kompletten Selbstchecks auf dieser Onlineplattform inklusive automatischer Auswertung, Vorabinformationen, Bedienungsanleitung und Feedback-Möglichkeit war ich weit vor meinem eigentlichen Entwicklungsprozess-Zeitplan fertig. Und das war auch gut so, da sich die Testphase durch ausgewählte Dritte ziemlich zäh gestaltet hat.

Eine kleine Anzahl von Restaurator/innen, Kunsthistoriker/innen, Sammler/innen musste erst einmal für den Test begeistert werden. Leider fanden dann doch nicht alle die Zeit, mich diesbezüglich zu unterstützen. Die, die getestet haben, taten das aber sehr gründlich und brachten noch gute Ideen und Verbesserungsvorschläge ein.

Das Drumherum ist unsichtbar

Das “Produkt” an sich war dann also fertig – etwa zwei Monaten nach der ersten handschriftlichen Notiz.

Doch, um den Selbstcheck auch wirklich raus in die Welt, zu denen zu bringen, die ihn brauchen, fehlte tatsächlich noch einiges. Der Bestell- und Bezahlprozess musste eingerichtet und eine geeignete Werbestrategie entworfen werden. Dass beides nicht eben schnell gemacht ist, wusste ich aus meiner letzten Anstellung.

Den Bestellablauf aus Kundensicht möglichst einfach zu gestalten, war mit meiner QM-Erfahrung recht leicht. Die Formulare und Vorlagen sowie die Beschreibung für die Werbung waren hier das aufwendigste.

Als Werbemittel nutze ich lediglich meinen Internetauftritt und individuelle Informations-Mails. Die Webseite verständlich und attraktiv zu gestalten, hat mich viel Zeit gekostet – etwa eine Woche. Und ich denke, das wird andauern, da mir ständig Neues ein-/auffällt, das ich daran verbessern könnte. Auch der fachmännische Blick eines befreundeten Werbeprofis hat meine Lernkurve stark ansteigen lassen.

Doch es ist geschafft: Der Selbstcheck ist endlich da und kann nun hoffentlich vielen Sammlungen und Interessierten dabei helfen, ihre Aufbewahrungsbedingungen zu verbessern – oder auch Gewissheit geben, dass diese bereits gut sind!
Bis zum 31.7.2022 sogar 40% günstiger als zum regulären Preis von 50,- € (zzgl. MWSt).

Machen Sie sich selbst ein Bild und teilen mir gern mit, wenn Sie Fragen, Anregungen oder Wünsche haben. Lassen Sie dieses kleine Werkzeug Wunder bei der Kulturguterhaltung vollbringen und den Beruf der Restaurator/innen ins rechte Licht rücken.

Mein Weg in die Selbständigkeit

Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal selbständig sein würde! Doch es kommt ja immer anders, als man denkt.

Früher habe ich immer die Sicherheit einer Anstellung angestrebt: regelmäßiges Gehalt, um die Sozialleistungen wird sich gekümmert, man hat immer was zu tun und ist nicht allein.

Warum dann dieser Sinneswandel?

Über längere Zeit (es geht um einige Jahre) habe ich unterschwellig gemerkt, dass mir etwas fehlt. Die Pandemie hat mich dann erkennen lassen, was genau es ist, das nicht mehr zu mir passt und wo ich denn eigentlich hinwill. Die endgültige Entscheidung, es wirklich zu wagen, kam aber erst, nachdem ich mich vergeblich um meine Traumstelle beworben hatte (das war im Sommer 2021).

Und das heißt auch nicht, dass ich seither nicht gezweifelt hätte. Die Angst vor dem Ungewissen und dem Scheitern begleitet mich ständig und hilft mir dabei, meine Sache möglichst gut zu machen.

Im Januar 2022 habe ich dann begonnen meinen Businessplan zu schreiben. Das ist sehr empfehlenswert – unabhängig von evtl. Finanzierungs- oder Förderbestrebungen. Dieser Businessplan war für mich eine sehr hilfreiche Spielwiese, um meine vage Geschäftsidee zu konkretisieren, den Markt zu analysieren, meine Unternehmerfähigkeiten zu reflektieren und zu ermitteln, ob und wie das finanziell tragfähig sein könnte. Es gibt zahlreiche Beispiele, Vorlagen, Anleitungen und Unterstützungen dazu, z. B. von der Gründerplattform, Existenzgründer, Handwerkskammern u.v.m. Ich habe mich vorher und während ich daran gearbeitet habe, immer wieder informiert und inspirieren lassen.
Leicht war das für mich trotzdem nicht, weil es am Anfang ein großer, scheinbar unbezwingbarer Berg war. Ich habe ihn dann Stück für Stück abgearbeitet. Anfangs hat mich etwas frustriert, dass mit jedem neuen Kapitel – und besonders mit dem Finanzteil! – die vorherigen immer wieder verändert werden mussten. Das scheint normal zu sein, da ja alles eng zusammenhängt. Es wird deshalb allgemein empfohlen, den Finanzteil parallel zum Textteil zu erarbeiten.

Ich habe zwei Monate dafür gebraucht, habe aber auch nicht permanent daran gearbeitet. Anfangs waren es vielleicht nur ein, zwei Stunden am Tag. Es gab mehrere Tage (Wochenenden ausgenommen), an denen ich gar nichts gemacht habe.
Sicher bekommt man das schneller hin. Hier muss man seinen eigenen Rhythmus finden. Für mich war wichtig, dass ich das Beste für mich abliefere – nicht unter Druck einfach irgendwas. Denn ich will ja, dass es dann in der Realität für mich auch wirklich funktioniert.

Wie oft habe ich gezweifelt und gedacht, dass das doch nicht klappt und ich das Vorhaben lieber jetzt schon abbrechen sollte. Aber ehrlich: das kann man doch zu der Zeit noch gar nicht wissen! Klar kann alles komplett schiefgehen. Dann hat man im schlimmsten Fall Geld verloren, aber dafür wertvolle Erfahrungen gesammelt! Doch es kann ja auch viel besser laufen als gedacht. Das findet man erst heraus, wenn man es wirklich umsetzt.

Und nun ist es soweit: heute ist offiziell der erste Tag meiner Selbständigkeit.
Und ich kann doch noch nicht wirklich loslegen!
Es war mein Plan, den März für alle Vorbereitungen und Anmeldungen zu nutzen. Doch es hat nicht so geklappt, wie erhofft. Zunächst war ich mit dem Businessplan dann doch viel später als erhofft soweit zufrieden, dass ich ihn abschließen konnte. Dann wollte ich erst die Tragfähigkeitsbescheinigung vom Berufsverband der Restauratoren abwarten, bevor ich wirklich beim Finanzamt anmelde. Die Prüfung und Erstellung der Bescheinigung ging nicht von heut auf morgen. Eine gute Woche sollte man schon einplanen. Und ich wusste nicht, dass das Finanzamt vier bis sechs Wochen benötigt, um die Anmeldung zu bearbeiten. Also warte ich noch darauf. Das verschafft mir aber noch ein bisschen Zeit, um die fehlenden Dinge zu regeln: z. B. Geschäftskonto, Steuerberater, Internetauftritt usw.

Im ersten Monat bin ich sowieso davon ausgegangen, dass noch keine Einnahmen generiert werden können. Der Start mit angezogener Handbremse ist also nicht so schlimm für mich.

Es ist wirklich ein spannender Weg, den ich nun eingeschlagen habe, denn ich weiß noch nicht, wo er mich wirklich hinführen wird. Ich freue mich aber schon auf all die Erfahrungen, die ich auf diesem Weg sammeln werde.

Kleiner Rahmen. Große Freude – während und nach der Restaurierung

Vor einiger Zeit habe ich in einem Trödelladen einen kleinen (16,2 x 10,9 x 1,3 cm), alten (vermutlich um 1900) Fotorahmen erworben, den man aufstellen und aufhängen kann. Er ist aus hölzernen Halbrundstäben hochrechteckig mit abgeschrägten Ecken konstruiert und mit Holz- und Steinmarmorierung gestaltet. Rückwand aus Pappe und Papier sowie das Glas sind original.

Er war in sich so verwunden, dass das originale Glas nicht mehr passte und die Rückseite nicht mehr zu verschließen war. Er war also so erst einmal nicht nutzbar. Aber mit ein klein bisschen Zuwendung wurde aus ihm bald eines meiner Lieblingsstücke.

Zunächst habe ich das Glas entnommen und mit Alkohol von Schellackrückständen gereinigt.

Anschließend habe ich die Papprückwand vom Holzrahmen getrennt. Sie ist ausschließlich im oberen Bereich mit kleinen Stiften am Rahmen befestigt. Mit Methocel A4C, 5 %ig in destilliertem Wasser habe ich das vordere Schmuckpapier großflächig, das rückseitige schwarze Papier partiell und aufgefächerte Pappstellen gefestigt. Zum Beschweren habe ich teilweise leichte Bücher und Wäscheklammern genutzt.

Am filigranen Holzrahmen habe ich dann die nötigen Eckverbindungen gelöst, um ihn später wieder gerade zusammensetzen zu können. Dafür konnten die alten Leimfugen mit destilliertem Wasser einfach angequollen werden. Zahlreiche kleine Nägelchen, die im laufe der Zeit zur Stabilisierung der Ecken eingetrieben wurden, habe ich vorsichtig entfernt. Der Rahmen muss bereits mindestens einmal zerbrochen gewesen sein, denn eine Fuge war mit einem synthetischen Leim verklebt. Ein kleines Eckelement scheint später ersetzt worden zu sein, denn es passt nicht korrekt und bedingt dadurch maßgeblich die verwundene Form.

Nach der Reinigung und ausgiebigen Trocknung der Hölzer habe ich die Einzelteile Stück für Stück passgenau mit 20%igem Hautleim in dest. Wasser unter leichtem Druck zusammengefügt. Bei der letzten Verleimung entstanden schmale Fugen, die mit einer Kittmasse aus 20%igem Hautleim und Bologneser Kreide gefüllt wurden.

Kittungen und störende Fassungsfehlstellen habe ich mit Aquarellfarben (van Dycke Braun) retuschiert und mit einer partiellen Schellackschicht versiegelt.

Abschließend konnte ich dann die Rückwand mit den originalen Stiften wieder am Rahmen befestigen und die Glasscheibe einlegen. Nun bietet der Rahmen wieder einen würdigen Schutz für eines meiner wertvollen Fotos. Man sieht ihm sein Alter an und kann die Phantasie spielen lassen: Wo hat der Rahmen wohl schon gestanden oder gehangen? Welche Bilder hat er wohl schon präsentiert? …

Frohe Weihnachten

Dieses Jahr ist ein spezielles Jahr und wir feiern Weihnachten vielfach kleiner und ruhiger. Das gibt uns Gelegenheit, uns wieder intensiver mit unseren Traditionen zu beschäftigen.

Wie jedes Jahr leuchtet allabendlich mein Herrnhuter Stern. Echte Herrnhuter Sterne kommen von jeher ausschließlich aus dem Oberlausitzer Ort Herrnhut, einer alten Brüdergemeinde. Sie sollen den Stern von Betlehem symbolisieren und sind erst im 19. Jh. entstanden. Seit den 1920er Jahren werden sie in ihrer heutigen Form in Handarbeit hergestellt. Heute gibt es verschiedene Farbvarianten – da ist für jeden Geschmack etwas dabei -, ursprünglich hatten sie die Farben Rot und Weiß: Weiß für die Reinheit und Rot für das Blut Jesu.

Auch erst im 19. Jh. wurde die Tradition des hölzernen Räuchermännchens im Erzgebirge etabliert. Heute gibt es zahlreiche Varianten und zusätzlich auch Häuschen und Öfen aus Blech, die dem rauchenden Räucherkerzchen einen schönen Rahmen geben. Räucherkerzen sind aber bereits viel früher im Zusammenhang mit dem Verbrennen von Weihrauch in der katholischen Liturgie entstanden. In Crottendorf im Erzgebirge sollen bereits 1750 Räucherkerzen hergestellt worden sein. Die Räuchermännchen kamen erst etwa achtzig Jahre später durch die Aufgabe des Bergbaus als Ersatzbeschäftigung auf.

Und was gibt es schöneres, als im Schein des Herrnhuter Sterns den Duft eines Räucherkerzchens zu genießen und dabei der Stille oder leisen Weihnachtsliedern zu lauschen?

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern frohe und ruhige Festtage.

Ausflugstipp: Naturhistorisches Museum Braunschweig

Ein frohes neues Jahr wünsche ich allen Leserinnen und Lesern.

Und wer diese Woche noch frei hat, dem empfehle ich einen Besuch im Naturhistorischen Museum Braunschweig.

Es gehört zu den drei Landesmuseen und hat täglich außer Montags geöffnet. Auf insgesamt vier Etagen gibt es in zahlreichen Dioramen, Terrarien und Aquarien Tierpräparate und lebende Tiere zu bestaunen. Man kann viel über einheimische und exotische sowie schon längst ausgestorbene Lebewesen erfahren. Die Präsentation ist sehr abwechslungsreich und auch interaktiv. Man kann vieles anfassen, spielend erarbeiten und entdecken.

Eins meiner Highlights ist im Erdgeschoss die große Vitrine mit einer nachgebildete Wiese, in der man viele einheimische Tiere, wie Kaninchen, Spitzmäuse, Vögel und Insekten, suchen und finden kann. Das zweite Highlight für mich sind die Aquarien im Kellergeschoss. Hier kann man stundenlang sitzen und die Fische und Reptilien beobachten. Auch das Schaumagazin im Erdgeschoss ist mit seiner schieren Anzahl an Präparaten sehr beeindruckend. Fossilien und Dino-Skelette dürfen natürlich auch nicht fehlen, um über die Vorzeit unserer heutigen Vegetation zu berichten. Die zahlreichen, sehr liebevoll und naturalistisch gestalteten Dioramen vermitteln einen Eindruck des natürlichen Lebensraumes verschiedenster Tiere. Hier könnte ich auch stundenlang sitzen und mich in den fiktiven Weiten der Landschaften verlieren.

Das Naturhistorische Museum Braunschweig ist ein guter Ort, um dem Alltagsstress zu entfliehen und spannende neue und teilweise fremdländische Welten zu entdecken. Es ist sicher für jeden etwas dabei – auch über den aktuellen Urlaub hinaus.

Frohe Weihnachten

Und plötzlich ist schon wieder Weihnachten!

Bei all dem Alltagsstress konnte ich in diesem Jahr kaum die Vorweihnachtszeit genießen.

Plätzchenbacken habe ich aber geschafft. Und dabei den Duft von dem ein oder anderen Räucherkerzchen genossen.

Apropos – was macht eigentlich das Karzl?

In diesem Sinne wünsche ich jedem Leser/jeder Leserin frohe Festtage so, wie ihr sie eben mögt. Genießt die Zeit im Kreise eurer Liebsten und haltet auch mal inne und entschleunigt. Der Alltag fängt uns früh genug wieder ein.

Frohe Weihnachten!

Tag des offenen Denkmals in Wolfenbüttel

Heute war wieder der alljährliche Tag des offenen Denkmals. In Wolfenbüttel waren u. a. die Seeligervilla und das kleine Schloss mit dabei. Und das waren wirklich sehr schöne und beeindruckende Orte.

Um elf Uhr konnte ich an der ersten Führung in der Seeligervilla, die heute von der Landesmusikakademie genutzt wird, teilnehmen. Vor einigen Jahren war die Villa kurz nach dem Ableben der letzten Bewohnerin bereits einmal beim Tag des offenen Denkmals zu besichtigen. Diesmal wollte ich sehen, was aus der Villa geworden ist.

Zwei Damen, die ab 1943 als Jugendliche einige Jahre hier lebten, haben von ihren Erinnerungen erzählt und so ein sehr lebendiges Bild des früheren Lebens in der Villa gezeichnet. Vom Dachboden bis zum Keller konnten wir viel Geschichte sehen und erfahren, wie die Räume denkmalgerecht modernisiert wurden und aktuell auch noch saniert werden. So ist heute eine ganz wunderbare Atmosphäre entstanden, die so viel Historie atmet. Die Räume genügen modernen Ansprüchen und lassen doch respektvoll dem Alten den Vortritt. Und der künstlerische Geschäftsführer, Markus Lüdke schien sich auch in dieses Gebäude verliebt zu haben. Wer würde nicht gern in so einem Ambiente arbeiten? Das ist kein Vergleich zu dem seelenlosen, grauen Acht-Mann-Büro, in dem ich aktuell arbeite …

Anschließend habe ich das Kleine Schloss besucht. Direkt neben dem Wolfenbütteler Schloss liegt dieses geschichtsträchtige Gebäude, welches heute in acht Wohneinheiten geteilt ist, in einem parkähnlichen Garten. Im Saal hat einer der Eigentümer die wechselhafte Geschichte durch vier Jahrhunderte kurzweilig vermittelt. Seit 1995 sanieren sie durchweg am Gebäude, um es den modernen Anforderung unter Wahrung der Bausubstanz anzunähern. Denn in der Denkmalpflege ist ja bekannt, dass nur durch angemessene Nutzung Denkmäler erhalten werden. Da eine der Wohnungen gerade leer steht und zu vermieten ist, konnten wir diese mit dem großzügigen Wintergarten und den Garten bei bestem Sonnenschein durchschreiten.

Beide Veranstaltungsorte erfreuten sich so großem Besucheransturm, dass die Veranstalter jeweils ihre Führungskonzepte spontan über den Haufen warfen. So wurden die stündlichen Führungen der Seeligervilla, die nur Gruppen von etwa 25 Personen zuließen auf halbstündige reduziert. Im Kleinen Schloss waren anfangs nur Führungen um 11, 13 und 15 Uhr vorgesehen. Sie wurden auf einen Dreiviertelstundentakt ausgeweitet.

An der Seeligervilla habe ich dann noch im Sonnenschein ein Stück Kuchen und einen Tee genossen, um die wunderbaren Eindrücke zu verarbeiten.

Vielen Dank an die Organisatoren und Ausführenden! Das waren zwei wunderbare Veranstaltungen, die den diesjährigen Tag des offenen Denkmals zu einem ganz wunderbaren Sonntag gemacht haben.

 

Welterbe Erzgebirge

2013 wurde der Antrag zum Weltkulturerbe bei der UNESCO eingereicht. Ich berichtete.

Nun ist es entschieden: Die Montanregion Erzgebirge ist mit seinen deutschen und tschechischen Teilen in den Kreis des Welterbes aufgenommen worden.

Herzlichen Glückwunsch!

Nun sind wir gespannt, wie sich dieser Titel auf die Region auswirkt und was daraus gemacht wird.

Reisen Sie im nächsten Urlaub in das jüngste Welterbe und entdecken Sie die spannende Geschichte und interessante Landschaft.

Ein schwarzes Schaf

Schon viele Jahre hatte ich ein kleines Stück eines sehr interessanten Stoffes in meinem Schrank. Es war ein schwarzes Textil mit lockenförmigem Flor. Als Freunde mir dann mitteilten, dass sie Nachwuchs erwarten, wusste ich, was ich aus dem Textilstück mache: ein schwarzes Schaf!

Da ich kein Schnittmuster für ein Plüschtier hatte, habe ich mir anhand von eigenen Plüschtieren und Fotos im Netz überlegt, welche Stoffteile wie geformt sein müssen, damit sie dann – richtig zusammengenäht – einen erkennbaren Körper ergeben. Da der “Lockenstoff” begrenzt war, hat er die Größe der Figur vorgegeben. Er sollte nur Torso und Kopf bilden. Beine, Arme, Ohren und Gesicht habe ich aus schwarzem Samtkord genäht.

Nächste Herausforderung war dann, bei den vielen Stoffteilen die Übersicht zu behalten und die richtigen Teile in der richtigen Reihenfolge zusammen zu nähen. Nur einmal musste ich eine Naht wieder auftrennen, weil ich ein Stück verkehrt eingefügt hatte.

Beim Nähen der Arme und Beine ist mir bereits bewusst geworden, dass die Einzelteile ruhig hätten etwas größer angelegt werden können. Viele Nähte konnte ich gut mit der Nähmaschine machen, an manchen kniffligen Stellen musste ich aber per Hand nähen.

Zum Schluss habe ich den Po des Schafs offen gelassen, um die Füllwatte noch überall gut Einstopfen zu können. In die Füße habe ich zuerst kleine Säckchen mit Kieselsteinen gegeben und die Beine dann nur locker gestopft, damit sie gut hängen können. Die Ohren sind ungefüllt, Kopf und Torso hingegen sehr fest gestopft. Bevor der Po von Hand zugenäht wird, habe ich noch ein Säckchen mit Kieseln eingelegt, damit der Schwerpunkt des Tieres niedrig ist und es gut sitzen kann.

Und so ist ein kleines schwarzes Schaf (mit geradem Rückgrat) entstanden. Augen, Nase und Mund habe ich aufgestickt, damit keine verschluckbaren Kleinteile vorhanden sind.

Insgesamt habe ich 1,5 Tage, viel Vorstellungskraft, Gehirnschmalz und Fingerfertigkeit dafür gebraucht.

Es gefällt dem Baby wohl sehr gut. Seine Mama berichtete mir, es erzähle dem Schaf permanent Geschichten. Da Kleinkinder wohl zunächst Kontraste besonders gut erkennen, scheint das Schaf voll ins Schwarze getroffen zu haben.

Brocante? Shabby Chic? Moderne Einrichtungstrends

Landhausstil, Shabby Chic, Brocante, Vintage, Retro … Sind das nicht alles Namen für das Gleiche: ein emotionaler Einrichtungsstil?

Nicht ganz! Es sind zwar alles aktuelle Stile und miteinander verwandt, weil sie romantisch-emotionale und nostalgische Empfindungen ansprechen wollen, doch gibt es kleine, feine Unterschiede.

Landhausstil scheint der älteste und vielleicht bekannteste Einrichtungsstil zu sein. Hier wird überwiegend mit natürlichen Materialien, wie Holz, Leinen, Naturstein, in Weiß, natürlich gedämpften Farben oder Holzsichtigkeit in schlichten Formen mit wenigen eleganten Profilen gearbeitet. Da hier meist neue Möbel zum Einsatz kommen, die vielleicht durch die ein oder andere Antiquität belebt werden, können wir Möbelrestauratoren damit leben.

Vintage bezeichnet neue Gebrauchsgegenstände, die auf alt gemacht sind, also alte Stilelemente aufgreifen oder künstliche Patina zeigen. Retro bezieht sich meist auf eine kulturelle Strömung, die „rückwärts gewandt“ ist. Dabei werden vermehrt Reminiszenzen an die eigene Kindheit eingebunden.

Shabby Chic ist jüngst zum Restauratorenschreck geworden, da hier nicht nur neue Möbel durch Macken, Schrammen und abblätternde Farbe auf „shäbig“ gemacht werden, sondern auch oft echte alte Möbel abgeschliffen, in Weiß oder Pastelltönen gestrichen und wieder abgerieben werden. Auch andere Umbauten an alten Möbeln werden vorgenommen, um sie dem angesagten „Used Look“ anzugleichen. Restauratoren sträuben sich dabei die Nackenhaare, weil authentische, alte Oberflächen vernichtet und die echten Gebrauchsspuren nicht wertgeschätzt oder schlichtweg nicht erkannt werden.

Brocante könnte da die willkommene Alternativ sein! Der Begriff ist französisch für Trödelmarkt, -laden und scheint besonders in den Niederlanden beliebt zu sein. Hierbei werden bevorzugt Stillleben aus echten, unveränderten Antiquitäten mit Patina, Rost, Beschädigungen und Macken arrangiert. Beliebt sind dabei alte Kleidungsstücke, Schuhe, Spitzen und Textilien, Schneiderpuppen, Trockenblumen, alte Fotos und diverse kleine Gegenstände in natürlichen und hellen Farben. Es geht dabei vor allem um die Suche nach ansprechenden alten Objekten, die Geschichten, die sie erzählen und das Arrangieren.