Closer to van Eyck

Im gleichnamigen Webportal können Sie tatsächlich auf Tuchfühlung mit Jan van Eyck gehen – dem wohl bedeutendsten Maler des Spätmittelalters.

Zwei Schwerpunkte werden auf den Ghenter Altar und weitere Werke des Künstlers gelegt.

In hochauflösenden Bildern kann man nicht nur den Ghenter Altar vor, während und nach der Restaurierung betrachten, sondern auch dank Infrarotaufnahmen, IR-Reflektografien und Röntgenbilder in sein und anderer Werke Inneres blicken.

Ergänzt durch Berichte zu Untersuchungen und Konservierungsmaßnahmen erhält jeder Interessierte tiefgreifende Einblicke in die Arbeit des Künstlers damals und der Restauratoren und Wissenschaftler heute.

Leider scheint die Seite nicht optimal für die Nutzung auf Tablet und Smartphone angepasst zu sein, da manche Touch-Features nicht funktionieren. Außerdem ist die Bedienung oft nicht flüssig, was an den großen Datenmengen der wirklich tollen Fotos und Filme liegen mag.

Besonders witziges Detail ist die Kartenübersicht der verschiedenen Werke van Eycks: in Deutschland ist Frankfurt Richtung Koblenz und Berlin Richtung Waren an der Müritz gerutscht. Wenigstens Dresden haben die Macher der Webseite getroffen.

Insgesamt ist dieser Internetauftritt aber eine gelungene Initiative, den Beruf des Restaurators bekannt zu machen und die Faszination der Kulturguterhaltung in die Welt zu vermitteln.

Ein Jahr Kulturgutschutzgesetz

Eine erste Zwischenbilanz zieht die Universität Regensburg am 25.10.2017 in einem öffentlichen Symposium.

Welche Effekte hat dieses Gesetz bewirkt? Waren sie dem Schutz von Kulturgut zuträglich oder doch eher nachteilig? Sind die beabsichtigen Effekte eingetreten oder doch auch völlig  Unbeachtetes? Reicht das Gesetz aus oder muss noch nachgebessert werden?

Es würde mich brennend interessieren, wo wir nun stehen und welche Perspektiven sich eröffnet haben!

Leider ist das Symposium an einem Mittwochabend und von mir aus nicht gerade um die Ecke. Da ich beruflich nicht flexibel genug bin, kann ich leider nicht teilnehmen.

Jeder, der sich dafür interessiert und die Möglichkeit hat, sollte aber unbedingt teilnehmen! Da die Veranstaltung kostenlos und ohne Anmeldung zu besuchen ist, können Sie auch ganz spontan sein.

Ich hoffe daraf, bald auch auf anderem Wege ein Resümee des ersten Jahres Kulturgutschutzgesetz zu lesen.

Der Archivar und seine Schätze

Gestern Abend ab 18 Uhr besuchte ich die Antrittsvorlesung vom neuen Honorarprofessor Dr. Michael Schütz an der HAWK in Hildesheim.

Mit abwechslungsreicher, interessanter musikalischer und kulinarischer Begleitung rahmten kurze Würdigungsreden den Vortrag von Herrn Schütz über den “Archivar und seine Schätze“. Der Fakultätsdekan Prof. Dr.-Ing. Günther Bahre stimmte die Zuhörer sehr wortwitzig mit den zu erfüllenden Voraussetzungen für so eine Professur und seiner Freude über diesen qualitätsvollen Zuwachs des Kollegiums ein. Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub unterstrich die Freude über diesen Glücksfall durch eine kurze Zusammenfassung der Vita und das vielseitigen Engagements von Herrn Schütz.

Dann stellte Herr Schütz selbst in gut 40 Minuten die Arbeit und das Selbstverständnis von Archivaren vom 17. Jh. bis heute anhand seiner Forschungen in Archivalien vor – immer auf die Erhaltung von Schriftgut fokussiert. Dies gelang ihm in seiner charakteristischen, überaus charmanten und amüsanten Vortragsweise, die ich noch aus meinem Studium von ihm kenne. Es gelingt ihm mit scheinbarar Leichtigkeit, eine Fülle von Informationen nahezu unbemerkt zu vermitteln. Er nimmt seine Zurörer stets auf eine Reise mit vielen scheinbar weiten Abschweifungen mit, die aber immer wieder zum roten Faden zurückkehren und ein stimmiges Gesamtbild ergeben.

Die Professorin der Studienrichtung Konservierung/Restaurierung von Schriftgut, Dipl. Rest. Ulrike Hähner rundete den Abend mit ausblickenden Worten in die zukünftige Arbeit von Herrn Schütz an der HAWK ab.

Leider waren sehr wenige Zuhörer anwesend – besonders wenig Studenten. Sie haben aber alle einen ganz wunderbaren und kurzweiligen Abend verpasst, der inspirierte und Spaß machte.

Nachruf: Prof. Dr. Nicole Riedl-Siedow

Bereits am Abend des 31.8.2017 verbreitete sich die Nachricht vom plötzlichen Tod von Frau Riedl-Siedow unter den Restauratoren wie ein Lauffeuer. Ich wollte es lange Zeit einfach nicht glauben, da sie schlichtweg noch so jung war.

Auch wenn sie nicht meine Fachprofessorin während des Studiums war, habe ich sie als kompetentes, engagiertes und zuverlässiges Mitglied des Lehrkörpers wahrgenommen.

Die Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter des Studiengangs Konservierung/Restaurierung der HAWK haben nun leider eine wertvolle Kollegin und die Studenten ein Vorbild und prägende Ausbilderin verloren. Sie alle stehen nun mit der Hochschulleitung zusammen vor der großen Aufgabe, das Loch, das Frau Riedl-Siedow hinterlassen hat, zu stopfen.

Auch ihre Vita verdeutlicht, welche wertvolle Person die Fachwelt zur Erhaltung von Kulturgut mit ihr verloren hat.

Sie hinterlässt nicht nur Kollegen und Fachkreise, denen nun eine besondere Persönlichkeit und ihre Kompetenz fehlen wird. Sie hinterlässt auch Freunde und Familie, die nun irgendwie weitermachen müssen.

So bleibt mir nur, allen Hinterbliebenen und ganz besonders den engsten Angehörigen Kraft und Zusammenhalt zuzusprechen.

Frau Riedl-Siedow wird unvergessen bleiben.

Nachruf auf Martin Roth

Heute vermelden Medien den gestrigen Tod von Dr. Martin Roth, der in der Kulturwelt eigentlich jedem ein Begriff ist.

Mich hat die Nachricht zutiefst getroffen, da ich ihn noch im April live erlebte, als er für die Feierlichkeiten zum 30jährigen Bestehen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg im Neuen Schloss Stuttgart eine Festrede hielt.

Er war sehr wortgewandt und charismatisch, umtriebig und mit Leib und Seele in der Kulturwelt unterwegs. Er war mir ein Vorbild darin, meinen eigenen Weg zu gehen.

Vielen Dank dafür.

Untergegangene Jugendstilbauten in Karlsruhe

Noch bis zum 17.6. kann man in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe die kleine kostenlose Ausstellung über wertvolle Architektenbauten sehen, die heute verloren sind.

Sofern man den Ausstellungsraum findet!

Als ich das erste Mal dort war, hatte ich große Mühe überhaupt den Eingang zu finden. Architektonisch versteckt er sich am Ende eines sehr niedrigen Arkadengangs, der eher wie ein Lieferanteneingang wirkt. Heute habe ich dann aber noch sehr lang nach dem Ausstellungsraum gesucht, der nur spärlich mit grobem Richtungspfeil in der überdimensionierten Eingangshalle ausgeschildert ist. Bis ich dann endlich heraus gefunden habe, dass man noch durch das Café durch und um die Ecke muss …

Die Mühen haben sich aber gelohnt, denn diese Ausstellung ist recht ansprechend. Anhand von früheren Architekturbildbänden wurden herausragende, heute verlorene Bauwerke illustriert und neben Fotos der heutigen “Ersatzbauten” gestellt. In begleitenden Texten erfährt man vieles über die Architektenszene um 1900, einzelne bedeutende karlsruher Persönlichkeiten und die “Bausünden” der Nachkriegszeit.

Wer also in der Stadt unterwegs ist und noch ein bisschen Zeit hat, der sollte noch in der BLB vorbeischauen und diese Ausstellung kostenfrei besuchen.

Restauratoren in der Presse

Vielen Dank Matthias Kampmann, für diesen realistischen Artikel über den restauratorischen Berufsalltag!

Ja, so sehen unsere Berufsperspektiven aus.

Hoffentlich verbeitet er sich auch über die Kunstzeitung hinaus in der Öffentlichkeit!

Ramses in Karlsruh


Noch bis zum 18.6.2017 zeigt das Badische Landesmuseum im Karlsruher Schloss eine Sonderausstellung zu Ramses.

Zur Einstimmung kann man vorher auf der Homepage ein kleines Spielchen spielen.

Das ist wirklich hübsch gestaltet und nett vertont, allerdings fand ich manche Spielsequenzen nicht selbsterklären. Da wusste ich erst einmal nicht, was ich zu tun hatte. Für meinen Geschmack ist es teilweise etwas langsam, dröge …

Mir erscheint dieses Spiel dennoch als sehr geeignet für Kinder – unter elterlicher Hilfe. Auf kurzweilige Art lernt man dabei etwas über altägyptische Bräuche und Glaubensvorstellugen.

Leider habe ich die Ausstellung noch nicht besuchen können. Hoffentlich ist sie genau so interessant, wie dieses nette Online-Spiel.

Museum begreifen

Kürzlich besuchte ich in einem kleinen Museum eine Sonderführung, deren Altersdurchschnitt etwa bei 60 lag.

Es hat mich sehr überrascht, dass diese “gute alte Generation” scheinbar auch nicht weiß, wie man sich im Museum verhält. Objekte, die nicht in einer Vitrine präsentiert werden, wurden – bewusst oder unbewusst? – mehrfach angefasst.

Auf einem Podest stand beispielsweise ein historischer Tisch, der weitere kleine Exponate trug. Ein älterer Herr stand mit einem Bein auf dem Podest und stützte sich dabei ganz lässig auf den Tisch. Als der Tisch so stark wackelte, dass die fragilen Exponate zu wandern begannen, wies ich den Mann darauf hin, dass Exponate im Museum nicht berührt werden sollten.

Er wollte doch nur bequem stehen, entschuldigte er sich.

Hätte er sich einen Museumsstuhl genommen, hätte er sogar bequem SITZEN können!

Kann man heute grundsätzlich nicht mehr davon ausgehen, dass es sich einfach nicht gehört, im Museum alles anzufassen? Sind die “unberührbaren Zonen” immer noch nicht eindeutig genug gekennzeichnet?

Wie sensibiliesiert man denn alle Museumsbesucher für korrektes Verhalten im Museum? Muss man etwa bei jeder verkauften Eintrittskarte, zu Beginn jeder Führung immer wieder sagen: “Bitte fassen Sie nichts unaufgefordert an. Bitte Essen und trinken Sie nicht in der Ausstellung. Bitte hinterlassen Sie keine Kaugummis und anderen Unrat an und in den Exponaten.”

Karlsruher Schlosslichtspiele

Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr zum 300sten Stadtgeburtstag wurden sie auch dieses Jahr wieder ausgerichtet.


Nur noch bis zum 25.9.2016 kann man diesmal beeindruckende Lichtspiele auf der Fassade des Karlsruher Schlosses bestaunen.

Am letzten sommerlichen Abend letzte Woche habe auch ich es endlich geschafft, alle vier Shows anzusehen. Pünktlich um 20:30 Uhr gings los, doch die besten Plätze im Schlossgarten waren wohl schon seit Stunden belegt. “LEGACY” fand ich toll, da das Schloss als historisches Gebäude und als Museum einbezogen wurde. So war es sehr beeindruckend, als man glaubte, vor einem ägyptischen Palast zu stehen. Später war das Schloss eine gothische Kathedrale oder zeigte eine orientalische Fassade. “Paperworld” war leider überhaupt nicht meins, weder von den Bildern noch von der Musik her. Bei “Defilee” und “Transkutan” war ich leider etwas abgelenkt. Doch die Interpretation berühmter Kunstwerke hat mir einen netten Ausklang des Tages bereitet.

Wer es nun doch nicht mehr rechtzeitig schafft, muss nicht traurig sein. Auch 2017 sollen die Schlosslichtspiele in Karlsruhe wieder stattfinden.

Und vielleicht bald auch in Ihrer Stadt? 😉