Womit beschriften wir unsere Objekte?

In einem älteren Beitrag habe ich mich ja bereits allgemein mit den Grundlagen und Fallstricken der Inventarisierung beschäftigt und auf die Bedeutung von einheitlichen Vorgaben zur Beschriftung von Objekten mit ihrer Inventarnummer hingewiesen.

Jetzt will ich einmal genauer betrachten, wieso uns Restauratoren die Beschriftung der Objekte so wichtig ist.

Erst kommt die Theorie

Bisher war es die gängige Praxis einen Schichtaufbau aus Grundlack, Schrift und Decklack auf ein Objekt aufzutragen.

Der Grundlack soll bewirken, dass die Beschriftung das Objektmaterial nicht beeinträchtigt. Er bildet also eine Trennschicht zwischen historischem Original und moderner Hinzufügung. Da er direkten und langfristigen Kontakt zum Original hat, ist es besonders wichtig, dass der Grundlack selbst keine schädigenden Auswirkungen hat.

Bei der Beschriftung sind zahlreiche verschiedene Produkte zum Auftrag mit Pinsel oder Stift in Gebrauch. Theoretisch sollten sie nach dem Trocknen mit einem Lösemittel wieder komplett entfernt werden können, ohne den Grundlack zu verändern. Das ermöglicht es, Korrekturen während des Beschriftungsvorgangs vorzunehmen. Meist wird hierfür etwas Wasserlösliches gewählt.

Um die Beschriftung vor unbeabsichtigter Entfernung zu schützen, wird sie anschließend mit einem Decklack überzogen. Dieser sollte sich in einem Löslichkeitsbereich bewegen, der sich vom Schreibstoff und dem Grundlack unterscheidet, um diese Schichten nicht zu verändern. So soll es theoretisch auch später möglich sein, Korrekturen schichtweise kontrolliert vorzunehmen – vorausgesetzt natürlich, man weiß, welche Produkte genutzt wurden!

Und dann kommt die Praxis

Im Arbeitsalltag kann schnell festgestellt werden, dass diese Theorie nur schwer umsetzbar ist: Oft sind die Löslichkeitsbereiche der Lacke und Schreibstoffe in der Realität doch sehr nahe beieinander, sodass z. B. beim Auftrag des Decklacks die Schrift verwischt oder beim Korrigieren der Beschriftung der Grundlack doch verändert wird. Besonders bei Fertigprodukten können die Hersteller die Inhaltsstoffe im Laufe der Zeit verändern, wodurch sich beispielsweise das Löslichkeitsverhalten stark unterscheiden kann. Manchmal werden dann auch Produktlinien eingestellt und das genutzte Produkt ist nicht mehr erhältlich.

Oft ist es auch im Arbeitsalltag mühsam, so viele verschiedene Materialien vorzuhalten und anzuwenden. Manche Stoffe verhalten sich auch bei verschiedenen Klimabedingungen sehr unterschiedlich oder sind dann ggf. nicht mehr nutzbar – und in der Praxis hat man nunmal nicht immer Idealbedingungen zum Arbeiten.

Hinzukommt, dass bei dieser händischen Vorgehensweise die Qualität des Endergebnisses stets vom Geschickt der Ausführenden und der Beschaffenheit des Objektuntergrundes abhängt. So kommt es häufig vor, dass die Beschriftung dann doch nur schwer oder kaum zu lesen ist.

Neueste Erkenntnisse

2019 haben Emerson, Beisenkötter und Lipinski in Heft 1 der VDR Beiträge zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut Empfehlungen zur Anbringung von Inventarnummern an Museumsobjekten publiziert, die sie anhand von praktisch orientierten Versuchsreihen erarbeitet haben. 

In der Restauro 8/2022 haben Krautheimer, Kuppel, Steger, Eggert und Krekel neuste Erkenntnisse über die Korrosivität von Restaurierungsmaterialien veröffentlicht, die sie mittels Oddy-Test gesammelt haben. Darin wurde dann u. a. bestätigt, was ich vielfach auch bereits von anderen Restauratoren gehört habe: Paraloid B 72 (häufig als Lack für die Objektbeschriftung genutzt) in Ethylacetat gelöst, kann auch nach scheinbar vollständiger Aushärtung noch Säuren abspalten, die wiederum historische Objektmaterialien verändern können.

Für mich ist im Laufe der Zeit wichtig geworden, dass ich alle Inhaltsstoffe der von mir verwendeten Materialien kenne. Das heißt, dass ich vorrangig reine Stoffe nutze und diese nach entsprechenden Mengenverhältnissen selbst kombiniere. Nur so kann ich Materialien wählen, die ein möglichst geringes Gefahrenpotential für Objekt und Gesundheit darstellen. Die Materialien sollten natürlich auch möglichst alterungsstabil sein und sich bei Bedarf doch wieder rückstandsfrei entfernen lassen. Die Handhabung sollte nicht zu umständlich sein.

In Versuchen kam ich zu dem Ergebnis, dass es praktikabel ist, Objekte mit einem Grund- und Decklack aus Paraloid B 72, 30 %ig in Aceton/Ethanol (2:1) und einem Schreibstoff aus Aquarell (z. B. Winsor & Newton, “Lama Black” und “Chinese White”) zu beschriften. Diese Materialien entsprechen – auch in ihrer Kombination – o. g. Kriterien. Nutzt man als Deckschicht einen hellen Schellack kann man ggf. sogar manche schwarzen Stifte benutzen.

Viel spannender als diese rein händische Beschriftungsmethode finde ich die Möglichkeit, Etiketten auszudrucken (z. B. mit Laserdrucker auf säurefreiem Papier) und diese z. B. mit Paraloid B 72, 30 %ig in Aceton/Ethanol (2:1) auf das Objekt aufzukleben. Obwohl dies mehr Vorbereitung erfordert (Inv.-Nr. am Rechner vorbereiten, ausdrucken, zuschneiden), bieten sich die Vorteile, dass auch sehr klein bei guter Lesbarkeit gearbeitet werden kann. Dadurch ist wenig Objektoberfläche betroffen und man verbraucht tendenziell weniger Ressourcen (z. B. Paraloid und Lösemittel). Es können so auch sehr kleine Objekte gut beschriftet werden und das Beschriften großer Mengen von Objekten geht schneller vonstatten. Paraloid hat den Vorteil, dass es auf Holz, Metall, Keramik und Glas in etwa gleich gut haftet.

 

Bisher konnte ich leider noch keine Praxiserfahrungen hinsichtlich dem Verhalten bei Klimaschwankungen und Dauerhaftigkeit dieser Methode sammeln.

Hast du bereits Erfahrungen? Dann freue ich mich, wenn du sie hier mit mir und den anderen Leser/innen teilst.

Marketing für Restauratoren

Hallo Welt, hier bin ich! Wie kann man dies am besten ausrufen, damit es möglichst viele hören? Denn wenn man sich z. B. als Restaurator/in gerade selbständig gemacht hat, ist das die wichtigste Botschaft, um an Aufträge zu kommen. Nur, weil man selbst darum weiß, wissen es noch lange nicht alle anderen.

Altbewährte Strategien

Das wohl älteste Werbemittel, das in unseren Kreisen auch am besten funktioniert, ist vermutlich die Mundpropaganda. Da sich Auftraggebende und -nehmende meist untereinander kennen, tauscht man sich auch aus und fragt nach Erfahrungen. Wenn man also einen guten Job gemacht hat, kann man nicht nur sicher sein, dass diese/r Auftraggeber/in wieder auf einen zukommt, er/sie wird dies sicher auch weitererzählen. Das erfordert aber sehr viel Zeit und Geduld und ist natürlich von der Reichweite je nach Kreis der Auftraggebenden begrenzt.

Netzwerken und Zusammenarbeit mit anderen Restauratoren sind Voraussetzungen für diese Mundpropaganda und können neue Aufträge auftun, an die man selbst noch gar nicht gedacht hat. Das bedeutet, dass man persönlichen Kontakt aufnehmen muss – live, per Telefon, Mail und Flyer beispielsweise.

Vorträge zu halten, steigert ebenfalls den Bekanntheitsgrad. Selten bekommt man dafür etwas Geld, i. d. R. erhält man Vergünstigungen bei Tagungsteilnahmekosten und kann die Zeit vor und nach seinem eigenen Vortrag zur persönlichen Weiterbildung und dem Netzwerken nutzen. Da man hierfür allerdings einen Vortrag ausarbeiten muss, ist dies ebenfalls recht zeitaufwendig – falls im Nachgang eine Publikation dazu veröffentlich wird, umso mehr.

Der Eintrag ins Berufsregister des VDR kann auch noch sinnvoll sein, da Fachleute hier nach potentiellen Auftragnehmern suchen, wenn ihre Netzwerke nicht ausreichen. Da die Suche hier unbeschränkt möglich ist, besteht die Chance, dass auch private Auftraggeber auf einen Aufmerksam werden können. Man investiert einmal Zeit in die Erstellung und dann alle paar Jahre mal etwas in eine eventuelle Aktualisierung und kann sich anschließend wieder anderem zuwenden. Dafür ist eine Mitgliedschaft im VDR erforderlich.

Neue Marketingmöglichkeiten

Ein eigener Internetauftritt ist zwar mittlerweile schon weit verbreitet, aber noch längst nicht bei jedem/r Selbständigen vorhanden. Dabei bietet er eine gute Möglichkeit, sein einzigartiges Profil darzustellen und z. B. in einem Blog oder einer Referenzliste über seine Arbeit und Erfahrungen zu berichten. Dies ist ausführlicher und persönlicher als der Eintrag im Berufsregister und kann für manche/n Auftraggeber/in ausschlaggebend sein, ob er/sie einen kontaktiert oder nicht. Trotz zahlreicher Assistenzsysteme für Websidegestaltung, ist dies teilweise etwas zeitaufwendig, je nachdem wie komplex man den Internetauftritt aufbaut. Für den Anfang kann ich da ganz klar empfehlen, den eigenen Internetauftritt lieber schlank zu halten. Ausweiten kann man immer noch. Man sollte nur stets darauf achten, dass die Seite/n aktuell und erreichbar sind. Je nach Host muss man hier mit unterschiedlichen Kosten rechnen, die sich aber deutlich im Rahmen halten.

Soziale Medien, wie Twitter, Facebook, Instagram & Co. gewinnen gerade an Bedeutung. In einer immer globaleren Welt, nimmt auch der überregionale Austausch unter Auftraggebenden und -nehmenden zu. Sie bieten eine gute Möglichkeit, auf interessante Art, optisch ansprechend und informativ über die eigene Arbeit zu berichten. Man kann dadurch auch schwierige Zielgruppen, wie private Sammler erreichen. Hierbei ist allerdings etwas Disziplin gefragt, da man seine investierte Zeit gut dosieren muss: investiert man zu wenig Zeit und Aktivität, geht man im allgemeinen Getöse unter – man kann sich hier aber auch zeitlich komplett verlieren … In der Regel sind diese Netzwerke kostenlos, man kann aber auch unterschiedlich viel Geld für Bewerbung investieren. Manchmal ist es etwas mühsam, sich in die Funktionsweisen einzufuchsen.

Wie sind eure Erfahrungen?

Gerade zu Beginn hat man noch nicht so viel Budget für Marketingmaßnahmen und investiert selbst Zeit und Kreativität. Dies ist vorteilhaft, da die “Werbung” so viel persönlicher ist. Eine allgemeingültig Empfehlung, was sich lohnt und was nicht, kann ich natürlich nicht abgeben. Hier sollte jede/r selbst herausfinden, was für sie/ihn funktioniert. Wichtig ist nur, dass man das Marketing nicht völlig vernachlässigt und zunehmend Geld bei der eigenen Finanzplanung dafür vorsieht.

Habt ihr Erfahrungen mit anderen Marketingwegen, wie Podcasts, Anzeigen in Print- oder Online-Medien usw.? Dann teilt dies gerne hier mit anderen.

Vergiftetes Kulturgut

Wer mit alten Dingen zu tun hat, ist sich auch immer der Tatsache bewusst, dass nicht nur die Objekte vor schädlichen Einflüssen zu schützen sind, sondern auch die Menschen. Besonders Objekte aus organischen Materialien, wie Holz, Textil, Fell, Federn, Papier usw. können mit Schadstoffen belastet sein. Das können Biozide, Säuren, Stäube u. v. m. sein.

Für uns Menschen kann der Kontakt mit solchen Schadstoffen gesundheitliche Auswirkungen haben – von leichten Irritationen der Haut, Augen und Atemwege über deutliche allergische Reaktionen bis hin zu schweren Nervenschäden und Krebserkrankungen.

Deshalb ist es wichtig, mit alten Dingen richtig umzugehen. Konkret heißt das also, dass man Objekte nie ohne Handschuhe anfassen sollte. Über die Hände können giftige Substanzen in unseren Körper gelangen. Bei staubigen Arbeiten sollte man geeigneten Atemschutz tragen – mindestens FFP 3. Ausreichende Belüftung und Arbeitshygiene (essen und trinken in “sauberem” Raum und nicht direkt am Objekt, Hände waschen, Arbeitsgeräte sauber halten) sind ebenso selbstverständlich.

Mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen, ist also der Umgang mit alten Dingen sicher möglich. Dafür ist die Publikation von Paul Zalewski (Hrsg.): Biozidbelastete Kulturgüter. Grundsätzliche Hinweise und Texte zur Einführung in die Problematik. Frankfurt/Oder 2014 sehr empfehlenswert.

Sie ist kostenlos als vollständiges Druckwerk über die Viadrina zu beziehen und enthält auf ihren 262 Seiten neben einführenden Projekterläuterungen grundsätzliche Hinweise für den Umgang mit biozidbelasteten Objekten. Diese sind kurz gehalten (18 Seiten) und dabei sehr prozessorientiert, also gut auf den Arbeitsalltag anwendbar.

In zwei weiteren Teilen vermitteln namhafte Autoren, wie Helene Tello, Jirina Lehmann, Boaz Paz, Achim Unger usw. wertvolles Hintergrundwissen zur Geschichte von Bioziden, betreffende Normen, Analytik, Gesundheitsschutz und Dekontamination. Dazu sind eine umfangreiche, thematisch sortierte Literaturliste und zahlreiche Weblinks angefügt.

Der 30-seitige Beitrag von Markus Klug zum “Umgang mit holzschutzmittelbelasteten Bauteilen, Gegenständen und Materialien” ist dabei besonders praktisch nutzbar, da er ein Muster eines “A+S-Plans” enthält, Verfahrensschritte tabellarisch auflistet und Vorschriften und Regeln zusammenfasst.

Insgesamt ist diese Publikation sehr übersichtlich, gut verständlich und praktisch nutzbar. Den Autoren war ganz offensichtlich wichtig, eine praxisorientierte, knapp zusammengefasste Handreichung mit allen nötigen Verweisen für eine eingehendere Beschäftigung mit dem Thema bereitzustellen. Sehr anschaulich werden hier Theorie und Praxis in Bezug gesetzt.

 

Grundlagen und Fallstricke der Inventarisierung

Meine ersten Aufträge zeigen, dass die Inventarisierung von Sammlungsbeständen aktuell ein sehr wichtiges Thema ist. Und das völlig zu Recht!

Warum inventarisieren?

Laut den ethischen Richtlinien für Museen vom ICOM ist es eine Grundvoraussetzung, ein Inventar für eine museale Sammlung zu pflegen. Und das ist logisch, da ein gepflegtes Inventarverzeichnis eine Übersicht über die vorhandenen Sammlungsbestände bietet – vom Schreibtisch aus und ggf. auch überall auf der Welt.

Das Inventar ist ein elementarer Wissensspeicher, denn die Kenntnisse über jedes einzelne Objekt dürfen nicht allein im Kopf einer Person oder weniger sein. Die Informationen müssen für alle an und mit der Sammlung Arbeitenden zentral zur Verfügung stehen und entsprechend aktualisiert und durch neueste Erkenntnisse erweitert werden können.

Erst durch die permanente Pflege ermöglicht ein Inventar, die vier Museumsaufgaben angemessen erledigen zu können:

Sammeln: Beim Blick in das Inventarverzeichnis weiß man, was man bereits hat und was ggf. noch fehlt. Frühere Aussonderungen sind nachgewiesen und zukünftige werden ableitbar.

Bewahren: Ein gut gepflegtes Inventarverzeichnis mit Standortverwaltung und Objektakten ermöglicht es, das Objekt zielsicher aufzufinden und seine Existenz zu überprüfen (ist es vielleicht gestohlen/verloren?). Wie ist der Zustand und kann man vielleicht deutliche Veränderungen durch bestimmte vergangene Ereignisse ablesen? Informationen für zukünftige und über vergangene Restaurierungen, Transporte, Ausstellungen usw. helfen, die Objektsubstanz zu schonen.

Forschen: Mithilfe eines guten Inventars lassen sich Sammlungszusammenhänge erkennen und dokumentieren. Es ermöglicht die Provenienzforschung, erleichtert die Erkennung von Fälschungen und unterstützt Restitutionen.

Vermitteln: Ein Inventar ermöglicht überhaupt erst einmal das Zeigen von vorhandenen Objekten und Erklären besonderer Aspekte. Es bietet Daten für den Leihverkehr und ermöglicht es, jegliche Anfragen zu beantworten.

Als Nachweis der Eigentumsverhältnisse jedes Objektes besitzt es Urkundencharakter und dient dem Vermögenserhalt einer Sammlung.

Was inventarisieren?

Wenn ein Sammlungskonzept besteht, ist dies nicht besonders schwer zu beantworten: Alles, was dem Sammlungskonzept entspricht!

Dabei soll es nach objektiven Kriterien gehen, nicht nach subjektivem Empfinden. Denn das ist selbstverständlich höchst unterschiedlich. So können eben auch vermeintlich “wertlose” Gegenstände Einzug in eine Sammlung halten, wenn diese für ihre Aspekte bedeutend sind – z. B. Masken als Objekte des aktuellen Zeitgeschehens.

Dabei wird es natürlich in der jeweiligen Sammlungspraxis stets zu diskussionswürdigen Sonderfällen kommen. Diese lohnen sich aber, bewusst abzuwägen und dann zu dokumentieren.

Wie inventarisieren?

Hierzu gibt es bereits zahlreiche Best-Practice-Lösungen. Jede Sammlung sollte aber für sich ganz individuell entscheiden, was ihr wichtig ist und wie sie das jeweils handhaben will.

So ist es egal, ob man noch analog inventarisiert oder digitale Systeme nutzen kann/will. Die Vorteile von EDV liegen natürlich mittlerweile auf der Hand. Egal in welcher Form, es ist dabei von höchster Priorität, die Daten vor Verlust oder unbeabsichtigter Veränderung zu schützen. Außerdem muss die Zugänglichkeit für alle Beteiligten entsprechend gewährleistet sein.

Bei der Objektbezeichnung empfiehlt es sich, Normbegriffe, Thesauri, Typologien zu nutzen. Dadurch wird die Recherche und das Wiederfinden, das Sortieren und Filtern des eigenen Bestands erleichtert. Mit Blick auf zukünftige Vernetzungen unter Museen, erleichtern einheitliche Objektbezeichnungen den Datentransfer.

Merkmale, um jedes einzelne Objekt zweifelsfrei identifizieren zu können, werden durch detaillierte Beschreibungen, Maße, Gewichtsangabe, Materialien und natürlich aussagekräftige Fotos geführt. Dies ist vergleichbar mit unserem Personalausweis, denn auch die Identität eines einzelnen Sammlungsobjekte muss stets eindeutig sein.

Dem dient auch die Inventarnummer. Außerdem ist sie das zentrale Datum, das alle Informationen untereinander und mit dem Objekt sowie Objekte untereinander verknüpft. Und bei der Systematik zur Nummernvergabe scheiden sich die Geister. Es wird mittlerweile empfohlen, keine “sprechenden Inventarnummern” zu nutzen. Diese codieren verschiedene Informationen, wie Zugangsdatum, Material, Sachgruppen, Standorte usw. Dies sorgt natürlich dafür, dass die Inventarnummer verlängert wird, was bei kleinen Objekten schnell zu einem Platzproblem führt. Oft führt eine sprechende Inventarnummer dazu, dass die Schreibweise abgekürzt wird, weil man nicht immer die gleichen Informationen wiederholen will. Das wiederum führt zu Unklarheiten, Verwechslungen, Dopplungen oder Lücken im Inventar. Die Frage, ob die codierten Informationen beim Objekthandling zwingend relevant sind, sollte einmal kritisch reflektiert werden. Und was ist, wenn die codierten Information irgendwann revidiert werden, weil neue Erkenntnisse andere Zusammenhänge ergeben?
In der modernen Praxis ist man also zu ganz einfachen Zahlen, ohne Sonderzeichen, Buchstaben oder vorangestellte Nullen übergegangen, da diese von EDV-Systemen nicht einwandfrei verarbeitet werden können.

Ebenfalls wichtig ist, welches Objekt eine einzelne Inventarnummer bekommt. Denken wir an ein Kaffeeservice bestehend aus sechs Kuchentellern, sechs Untertassen, sechs Tassen, einer Kaffeekanne mit losem Deckel, einem Milchkännchen und einem Zuckerpott mit losem Deckel, der vielleicht auch noch baugleich mit dem Deckel oder Kanne ist: Laufen alle 23 einzelnen Objekte unter einer Inventarnummer? Oder bekommen vielleicht Kaffeekanne und Deckel eine, Zuckerpott und Deckel eine andere? Oder bekommt jedes einzelne Teil eine eigene Nummer, da z. B. die Deckel nicht eindeutig Kanne oder Pott zugeordnet werden können? Stellen Sie sich einmal vor, dass nur eine der Tassen zur Restaurierung entnommen wird. Welche Inventarnummer würde die Standortpflege und die Restaurierungsdokumentation erleichtern und welche vielleicht erschweren?

Ebenso wichtig ist natürlich auch die Art und Weise, wie die Inventarnummer auch am Objekt angebracht wird. Denn es ist nur eine Seite der Medaille, wenn die Nummer auf den entsprechenden Unterlagen, Akten und Datensätzen steht. Das entsprechende Objekt muss damit dauerhaft und bei Bedarf reversibel beschriftet sein. Das bedeutet, die Inventarnummer darf nicht versehentlich verloren gehen, aber auch nicht eingebrannt, graviert oder z. B. mit einem Material aufgetragen werden, das Materialveränderungen der originalen Substanz bewirkt. Deshalb hat es sich – besonders in Depots – etabliert, Etiketten mit der Inventarnummer gut sichtbar anzubinden und Verpackungen zu beschriften. Gängige Praxis ist es auch geworden, eine Stelle des Objektes mit einem Klarlack (z. B. Paraloid) abzusperren, dann die Inventarnummer mit Aquarell oder alterungsbeständiger Tusche aufzuschreiben und dann erneut mit Klarlack zu überziehen. Dabei ist es sehr empfehlenswert, im Haus zu definieren, wo die Inventarnummer aufzubringen ist. Eine einheitliche Regelung erleichtert im Arbeitsalltag das Auffinden der Nummer. Definieren Sie auch eine maximale Größe, Normschrift und eine angemessene Kontrastwirkung (z. B. helle Schrift auf dunklem Untergrund), um die Lesbarkeit zu erleichtern.

All diese Überlegungen erfordern anfänglich natürlich etwas Aufwand, erleichtern im Folgenden aber die alltäglichen Arbeitsabläufe erheblich.

Ausflugstipp: Naturhistorisches Museum Braunschweig

Ein frohes neues Jahr wünsche ich allen Leserinnen und Lesern.

Und wer diese Woche noch frei hat, dem empfehle ich einen Besuch im Naturhistorischen Museum Braunschweig.

Es gehört zu den drei Landesmuseen und hat täglich außer Montags geöffnet. Auf insgesamt vier Etagen gibt es in zahlreichen Dioramen, Terrarien und Aquarien Tierpräparate und lebende Tiere zu bestaunen. Man kann viel über einheimische und exotische sowie schon längst ausgestorbene Lebewesen erfahren. Die Präsentation ist sehr abwechslungsreich und auch interaktiv. Man kann vieles anfassen, spielend erarbeiten und entdecken.

Eins meiner Highlights ist im Erdgeschoss die große Vitrine mit einer nachgebildete Wiese, in der man viele einheimische Tiere, wie Kaninchen, Spitzmäuse, Vögel und Insekten, suchen und finden kann. Das zweite Highlight für mich sind die Aquarien im Kellergeschoss. Hier kann man stundenlang sitzen und die Fische und Reptilien beobachten. Auch das Schaumagazin im Erdgeschoss ist mit seiner schieren Anzahl an Präparaten sehr beeindruckend. Fossilien und Dino-Skelette dürfen natürlich auch nicht fehlen, um über die Vorzeit unserer heutigen Vegetation zu berichten. Die zahlreichen, sehr liebevoll und naturalistisch gestalteten Dioramen vermitteln einen Eindruck des natürlichen Lebensraumes verschiedenster Tiere. Hier könnte ich auch stundenlang sitzen und mich in den fiktiven Weiten der Landschaften verlieren.

Das Naturhistorische Museum Braunschweig ist ein guter Ort, um dem Alltagsstress zu entfliehen und spannende neue und teilweise fremdländische Welten zu entdecken. Es ist sicher für jeden etwas dabei – auch über den aktuellen Urlaub hinaus.

Brocante? Shabby Chic? Moderne Einrichtungstrends

Landhausstil, Shabby Chic, Brocante, Vintage, Retro … Sind das nicht alles Namen für das Gleiche: ein emotionaler Einrichtungsstil?

Nicht ganz! Es sind zwar alles aktuelle Stile und miteinander verwandt, weil sie romantisch-emotionale und nostalgische Empfindungen ansprechen wollen, doch gibt es kleine, feine Unterschiede.

Landhausstil scheint der älteste und vielleicht bekannteste Einrichtungsstil zu sein. Hier wird überwiegend mit natürlichen Materialien, wie Holz, Leinen, Naturstein, in Weiß, natürlich gedämpften Farben oder Holzsichtigkeit in schlichten Formen mit wenigen eleganten Profilen gearbeitet. Da hier meist neue Möbel zum Einsatz kommen, die vielleicht durch die ein oder andere Antiquität belebt werden, können wir Möbelrestauratoren damit leben.

Vintage bezeichnet neue Gebrauchsgegenstände, die auf alt gemacht sind, also alte Stilelemente aufgreifen oder künstliche Patina zeigen. Retro bezieht sich meist auf eine kulturelle Strömung, die „rückwärts gewandt“ ist. Dabei werden vermehrt Reminiszenzen an die eigene Kindheit eingebunden.

Shabby Chic ist jüngst zum Restauratorenschreck geworden, da hier nicht nur neue Möbel durch Macken, Schrammen und abblätternde Farbe auf „shäbig“ gemacht werden, sondern auch oft echte alte Möbel abgeschliffen, in Weiß oder Pastelltönen gestrichen und wieder abgerieben werden. Auch andere Umbauten an alten Möbeln werden vorgenommen, um sie dem angesagten „Used Look“ anzugleichen. Restauratoren sträuben sich dabei die Nackenhaare, weil authentische, alte Oberflächen vernichtet und die echten Gebrauchsspuren nicht wertgeschätzt oder schlichtweg nicht erkannt werden.

Brocante könnte da die willkommene Alternativ sein! Der Begriff ist französisch für Trödelmarkt, -laden und scheint besonders in den Niederlanden beliebt zu sein. Hierbei werden bevorzugt Stillleben aus echten, unveränderten Antiquitäten mit Patina, Rost, Beschädigungen und Macken arrangiert. Beliebt sind dabei alte Kleidungsstücke, Schuhe, Spitzen und Textilien, Schneiderpuppen, Trockenblumen, alte Fotos und diverse kleine Gegenstände in natürlichen und hellen Farben. Es geht dabei vor allem um die Suche nach ansprechenden alten Objekten, die Geschichten, die sie erzählen und das Arrangieren.

Würfeltablett aus Padouk

Ein Freund – begeisterter Pen and Paper Rollenspieler – wünschte sich ein besonderes Würfeltablett, wie er es bei einem amerikanischen Händler gesehen hat.

Also habe ich ihm aus Padouk, Schichtholz, Rindsleder, Leinölfirnis und Bronzebeschlägen ein Unikat angefertigt – alles in reiner Handarbeit. Bei den klassischen Verbindungstechniken (verdeckte Zinken, Federn, Nuten und Zapfen) musste ich wegen der Zierlichkeit wirklich sehr präzise arbeiten, damit nichts schief wird. Der letzte, besonders nervenaufreibende Akt, war die Eckbeschläge mit winzigen, zu weichen Messingnägeln zu befestigen.

Padouk zu bearbeiten, war für mich Neuland. Insgesamt ist es ein gutes Schnitzholz, an manchen Stellen splitterte es aber. Schneidet man es frisch auf, hat es eine leuchtend rote Farbe, die an der Luft und im Licht zu einem warmen Schokobraun oxidiert. Als ich die Oberflächen zum Abschluss geölt habe, hat die Farbe einen Violettstich erhalten, was auch sehr reizvoll aussieht.

Insgesamt hat die Arbeit viel Spaß gemacht, auch wenn ich mich abends und an den Wochenenden aufraffen musste, daran zu arbeiten. Deshalb musste der Freund ein halbes Jahr darauf warten; hat sich dann aber sehr darüber gefreut.

Ein Stück Alltag

Vom 9. bis 11. Mai fand nun also die VDR-Tagung “Ein Stück Alltag – Möbel und andere Dinge der Alltagskultur aus Holz in der Konservierung und Restaurierung” im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg statt. Und ich habe die drei Tage wirklich sehr genossen.

Jessica Midding und ich während unseres Vortrags (Foto: Christian Huber)

Zum 40-jährigen Jubiläum der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte sollten mit dieser Tagung auch einmal die Themen und Objekte des früheren und aktuellen Alltags gewürdigt werden. So ging es in 25 Vorträgen u. a. um ländliches Mobiliar, Schreibtische, Rollstühle, Flugzeugtanks und Hausapotheken sowie um den aktuellen Berufsalltag, der aus Schimmel- und Insektenbekämpfung in Depots, Neupräsentationen von Konvoluten und zahlreichen verschiedenen Forschungsprojekten besteht. Es war ein wirklich sehr buntes, facettenreiches Programm mit internationalen Gästen.

Persönlich sehr genossen, habe ich neben den Fachvorträgen natürlich auch die Gespräche mit ehemaligen Kollegen und Kolleginnen und dem Knüpfen neuer Kontakte bei einer Rundumversorgung mit Speis und Trank. Im Nu waren da die drei Tage um.

Natürlich war ich auch sehr aufgeregt, da ich mit einer lieben Kollegin, Jessica Midding, vom Deutschen Automatenmuseum in Espelkamp einen Vortrag zur Welt der Münzautomaten gehalten habe. Über den großen Zuspruch und die Danksagungen hinterher waren wir beide ziemlich überrascht, doch hoch erfreut.

Auch die Stadt Nürnberg präsentierte sich mit einem riesigen Nachtflohmarkt im Zentrum von seiner besten Seite. Und das Germanische Nationalmuseum wartete auch mit zahlreichen interessanten Ausstellungskomplexen und einer schier atemberaubenden Exponatanzahl auf.

(Foto: Christian Huber)

Es war für mich von dem Moment, als ich den Call for Paper las und auf die Idee des Vortrags kam, über die gesamte Vorbereitungszeit und die Tagung selbst, bis zur Rückfahrt eine sehr schöne Zeit, da ich wieder in meinem ursprünglichen Metier unterwegs sein konnte. Ein Restaurator bleibt halt im Herzen immer ein Restaurator.

Frohe Weihnachten

Der Herrnhuter Stern hängt an seinem Platz und strahlt, die Schwibbögen leuchten, die “Piramett rennt” (Hochdeutsch: Pyramide dreht sich) und “Racherkarzlduft” (Hochdeutsch: Reucherkerzenduft) zieht durchs Haus. Alle Geschenke sind eingepackt, Kekse sind gebacken, Linseneintopf ist gekocht – und schon fast komplett verputzt …

Gut, für einen Christbaum fehlt uns der Platz, aber auch so kann Weihnachten kommen.

Im Kreise meiner Familie genieße ich die gemeinsame Zeit.

Und darum wünsche ich auch all meinen Lesern ruhige und frohe Festtage mit leckerem Essen.

Vielleicht mit Sauerkraut, wie in der neusten Folge vom Karzl?

Der Archivar und seine Schätze

Gestern Abend ab 18 Uhr besuchte ich die Antrittsvorlesung vom neuen Honorarprofessor Dr. Michael Schütz an der HAWK in Hildesheim.

Mit abwechslungsreicher, interessanter musikalischer und kulinarischer Begleitung rahmten kurze Würdigungsreden den Vortrag von Herrn Schütz über den “Archivar und seine Schätze“. Der Fakultätsdekan Prof. Dr.-Ing. Günther Bahre stimmte die Zuhörer sehr wortwitzig mit den zu erfüllenden Voraussetzungen für so eine Professur und seiner Freude über diesen qualitätsvollen Zuwachs des Kollegiums ein. Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub unterstrich die Freude über diesen Glücksfall durch eine kurze Zusammenfassung der Vita und das vielseitigen Engagements von Herrn Schütz.

Dann stellte Herr Schütz selbst in gut 40 Minuten die Arbeit und das Selbstverständnis von Archivaren vom 17. Jh. bis heute anhand seiner Forschungen in Archivalien vor – immer auf die Erhaltung von Schriftgut fokussiert. Dies gelang ihm in seiner charakteristischen, überaus charmanten und amüsanten Vortragsweise, die ich noch aus meinem Studium von ihm kenne. Es gelingt ihm mit scheinbarar Leichtigkeit, eine Fülle von Informationen nahezu unbemerkt zu vermitteln. Er nimmt seine Zurörer stets auf eine Reise mit vielen scheinbar weiten Abschweifungen mit, die aber immer wieder zum roten Faden zurückkehren und ein stimmiges Gesamtbild ergeben.

Die Professorin der Studienrichtung Konservierung/Restaurierung von Schriftgut, Dipl. Rest. Ulrike Hähner rundete den Abend mit ausblickenden Worten in die zukünftige Arbeit von Herrn Schütz an der HAWK ab.

Leider waren sehr wenige Zuhörer anwesend – besonders wenig Studenten. Sie haben aber alle einen ganz wunderbaren und kurzweiligen Abend verpasst, der inspirierte und Spaß machte.